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Dritter Angriff in wenigen Wochen: Wieder Schüsse auf Berliner Fahrschule abgegeben – neue Soko zieht erste Bilanz
Zum dritten Mal innerhalb weniger Wochen wird in Berlin auf eine Fahrschule geschossen. Wegen der vermehrten Schießereien wurde die Soko „Ferrum“ eingesetzt. Nun vermeldet sie erste Erfolge.
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Erneut sind in Berlin in der Nacht Schüsse gefallen – diesmal im Bezirk Spandau. Die Berliner Polizei geht mit einer neu gegründeten Sonderkommission gegen die vermehrte Schusswaffenkriminalität in der Stadt vor und veröffentlichte am Donnerstag eine erste Bilanz der Einsätze.
Wie die Polizei mitteilte, gaben unbekannte Täter in der Nacht zu Donnerstag Schüsse auf eine Fahrschule in der Spandauer Siemensstadt ab. Eine Polizeisprecherin sprach von einer niedrigen einstelligen Zahl an Schüssen. Verletzte gab es den Erkenntnissen zufolge nicht.
Laut Polizeiangaben stellten Einsatzkräfte am Donnerstag gegen 2.15 Uhr am Schaufenster der Fahrschule in der Nonnendammallee mehrere Einschusslöcher fest. Auf dem Gehweg vor der Fahrschule sollen nach einem Bericht der „B.Z.“ mehrere Patronenhülsen gelegen haben. Kriminaltechniker waren demnach bis in die Morgenstunden im Einsatz und sicherten Spuren.
Es ist bereits der dritte Angriff auf eine Berliner Fahrschule innerhalb weniger Wochen. Zuvor war zweimal ein Betrieb in der Reinickendorfer Scharnweberstraße Ziel der Täter: Im Oktober wurden Schüsse auf dessen Schaufenster abgegeben, am vergangenen Dienstag erneut. Auch hier gab es nach Angaben der Polizei keine Verletzten.
Gewerkschaft der Polizei: Zusammenhang zu anderen Fällen liegt nahe
Ein Fachkommissariat des Landeskriminalamts prüfe, inwieweit die Schüsse in Spandau mit ähnlichen Taten aus der Vergangenheit zusammenhängen, teilte die Polizei am Donnerstag mit. Nach Angaben der Gewerkschaft der Polizei (GdP) gehören beide Fahrschulen zur gleichen Kette. Ein Zusammenhang liege nahe, teilte GdP-Sprecher Benjamin Jendro mit.
Immer wieder ist es in den vergangenen Wochen zu Schüssen auf Berlins Straßen gekommen. Im Oktober hatte deshalb die Soko „Park“ aus Beamten der Landespolizeidirektion und des Landeskriminalamts (LKA) ihre Arbeit aufgenommen. Seit vergangenem Donnerstag wurde sie von der erweiterten Soko „Ferrum“ abgelöst, Ferrum ist der lateinische Begriff für Eisen.
Am Donnerstag veröffentlichte die neue Soko ihre erste Wochenbilanz. Demnach wurden seit dem 13. November etwa 1000 Personen und mehr als 700 Fahrzeuge kontrolliert. Die Beamten leiteten knapp 70 Strafermittlungs- und circa 130 Ordnungswidrigkeitenverfahren ein.
Bei den Kontrollen stießen die Einsatzkräfte auf gefährliche sowie verbotene Gegenstände und Waffen – darunter Messer, Schusswaffen, Schlagstöcke und Reizstoffsprühgeräte. Zudem wurden eine ballistische Schutzweste, Quarzsandhandschuhe, ein verbotenes Elektroimpulsgerät und Drogen beschlagnahmt.
Die Soko „Ferrum“ soll verstärkt Verbundeinsätze starten, um illegale Waffen aus dem Verkehr zu ziehen. Dazu zählt verstärkter Raumschutz in der Stadt, aber auch eine stärkere Verkehrsüberwachung. Mehrere Hundert Beamten seien im Einsatz, hieß es.
Konkret gehe es um die Verhinderung bewaffneter Auseinandersetzungen. Dabei würden tatverdächtige Personen und polizeibekannte Treffpunkte der Organisierten Kriminalität schon bei ersten Verdachtsmomenten kontrolliert.
Innensenatorin Iris Spranger (SPD) will zudem erweiterte Befugnisse für die Ermittlungsbehörden im Kampf gegen Schießereien erreichen, wie sie dem Tagesspiegel zuletzt sagte. Dazu zählt unter anderem die Telefonüberwachung von Personen, bei denen eine illegale Waffe gefunden wurde.
Vermehrt Schüsse auf Berlins Straßen – 29-Jähriger stirbt in Klinik
Bereits am vergangenen Samstag war im Kreuzberger Böcklerpark mehrfach auf einen 34-Jährigen geschossen worden. Ein Schuss traf den Mann am Bein, er kam ins Krankenhaus.
Ebenfalls am Samstagabend schossen Unbekannte aus einem Auto heraus auf ein Wohnhaus in Tegel. Die Immobilie soll laut einem Bericht der „B.Z.“ dem 26 Jahre alten Profi-Fußballer Muhammed Kiprit gehören, der früher bei Hertha BSC unter Vertrag stand.
Am vergangenen Freitag wurde zudem ein Mann vor einem Imbiss in Lichtenberg lebensgefährlich durch Schüsse verletzt. Der 29-Jährige verstarb am Montag im Krankenhaus, wie die Polizei mitteilte.
Am Mittwochabend vergangener Woche wurde ein 27-Jähriger, der im Auto in Spandau unterwegs war, angeschossen und am Bein verletzt.
Ende Oktober waren bei drei verschiedenen Schussangriffen binnen acht Tagen drei Menschen verletzt worden. Ein Mann schwebte in Lebensgefahr und musste notoperiert werden.
Die Polizei ordnet die Vorfälle als Auseinandersetzungen und Revierkämpfe zwischen Banden ein. Es gebe eine wachsende Tendenz, Konflikte mit Waffengewalt auf der Straße zu klären, sagte der GdP-Sprecher Benjamin Jendro. (Tsp, dpa)
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