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Wie weiter nach der Scheidung? Das fragt sich auch die restliche Familie.

© Martin Gerten/dpa

Kolumne Sonntagsfragen: Dürfen Großeltern Kontakt zum Ex-Schwiegersohn halten?

Nach der Trennung hält die Mutter der Geschiedenen weiterhin Kontakt zu deren Ex-Mann. Die Geschiedene ist darüber sauer. Was tun? Unsere Kolumnistin weiß Rat.

"Eine gut situierte Bekannte hat Probleme mit ihrer Tochter, nachdem diese sich nach 20-jähriger Ehe getrennt hat. Die gemeinsamen Töchter, 18 und 16 Jahre, wohnen beim Vater, besuchen ihre Oma regelmäßig. Diese pflegt Kontakt zu ihrem Ex-Schwiegersohn. Darüber ist die Tochter wütend. Meine Bekannte verweist darauf, dass die Enkel Kinder beider Elternteile seien. Sie lasse sich nicht vorschreiben, wen sie kontaktiere. Als meine Bekannte ihrer Tochter zum Geburtstag mit der Gratulation Urlaubsfotos schickte, meinte die Tochter, dies sei wenig einfühlsam, da sie und die Enkelinnen sich seit Jahren keinen aufwendigen Urlaub leisten könnten. Derzeit herrscht Funkstille am Telefon." - fragt Ole

Da liegen offensichtlich die Nerven blank. Der Zorn der Tochter ist zu verstehen. Eine Scheidung kostet Kraft und ist natürlich mit Unerfreulichkeiten verbunden. Es ist eher die Regel als die Ausnahme, dass sich ein Freundeskreis im Anschluss teilt, schließlich suchen die Geschiedenen in ihrer neuen Situation auch Zuspruch, Unterstützung und Verbündete. Dass man einigermaßen objektiv einem der beiden Partner die Schuld zusprechen kann, ist ebenfalls eine Ausnahme.

Ein Erholungsurlaub zu Weihnachten

Hätte zum Beispiel der Mann die Frau geschlagen, wären seine Töchter vermutlich nicht bei ihm geblieben. Die Tochter Ihrer Bekannten scheint in einer Lebenskrise zu stecken, von der die Scheidung nur ein Ausdruck ist. Der Hinweis auf den Urlaub zeigt ja auch, dass sie sich zu kurz gekommen fühlt und vielleicht den Eindruck pflegt, das Leben sei ihr etwas schuldig geblieben. Verständlich, dass sie Trost sucht und ihn vorübergehend wohl auch fände, wenn sich Mutter und Töchter allein um sie scharen und schlecht über den Ex-Mann reden würden. Dass der Verflossene nicht von der ganzen Familie verstoßen wird, könnte ihr langfristig aber sogar helfen, die eigene Krise in den Griff zu bekommen, weil es natürlich zum Nachdenken zwingt, wenn erwartete und schnelle Solidaritätsbekundungen ausbleiben.

Da ihre Bekannte gut situiert ist, wie Sie schreiben, könnte sie ihrer Tochter vielleicht einen längeren Erholungsurlaub zu Weihnachten schenken. Am besten wäre es, die Tochter würde ganz allein durchstarten in ihren ersten Single-Urlaub. Die damit verbundenen neuen Perspektiven reißen das Problem dann vielleicht schon an der Wurzel aus.

Bitte schicken Sie Ihre Fragen (Der Tagesspiegel, „Immer wieder sonntags“, 10876 Berlin) oder mailen Sie diese an: meinefrage@tagesspiegel.de

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