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Tagesspiegel-Kolumnistin Dr. Elisabeth Binder.

© Tsp

So kann’s gehen: Duzen für Schüchterne

Einmal in der Woche fragen Sie Elisabeth Binder, wie man mit komplizierten oder peinlichen Situationen so umgeht, dass es am Ende keine Verstimmungen gibt: So kann's gehen.

Es gibt nur einen einzigen Kollegen in unserer Abteilung, mit dem ich mich nicht duze. Ich weiß, dass er etwas älter ist als ich, und mir ist klar, dass ich darauf warten müsste, dass er mir das „Du“ anbietet. Andererseits wirkt er auf mich manchmal etwas scheu, in jedem Fall sehr zurückhaltend. Deswegen würde ich zumindest gern einen Versuch unternehmen. Oder ist das sehr unhöflich?

Arnold, forsch

Wenn der Kollege scheu und zurückhaltend ist, dann mag er unter Umständen gar nicht geduzt werden und hat sich bei den Kollegen nur drauf eingelassen, weil die sich gar nicht erst wie Sie so viele Gedanken gemacht, sondern gleich drauflosgeduzt haben. Das sogenannte „Ikea-Du“, das in manchen Kreisen als selbstverständlich vorausgesetzt wird und als Ausweis von fortgeschrittener Lässigkeit gilt, ist allerdings umstritten. Wir leben nun mal nicht in Schweden, so sehr wir die dortige Kultur auch schätzen mögen. Das hört man übrigens auch an der Sprache. Es ist freilich gut zu verstehen, dass Sie die Sonderbeziehung zu dem einen Kollegen etwas glätten und sich den allgemeinen Gepflogenheiten anpassen wollen.

Am besten bauen Sie eine goldene Brücke. Es gibt schließlich keinen Zwang, das „Du“ gleich offensiv anzubieten. Man kann die Sache auch etwas langsamer und entspannter angehen. Warten Sie einen günstigen Moment ab, ein gemeinsames Essen in der Kantine, eine Konversation am Kopierer oder eine dieser kleinen Betriebsfeiern, die immer mal stattfinden. Allerdings sollten Sie darauf achten, dass keine Kollegen mithören.

Dann könnten Sie dem gesiezten Kollegen doch sagen, dass Sie glauben, der jüngere von beiden zu sein. Und dass Sie immer schon mal loswerden wollten, dass die Chancen auf ein „Ja“ gut stünden, wenn der ältere Kollege irgendwann bei passender Gelegenheit mal das „Du“ anbieten würde. Unnötig zu sagen, dass Sie sich in der Altersfrage bitte möglichst sicher sein sollten. Bestenfalls schallt Ihnen ein erleichtertes „Dann machen wir das doch gleich“ entgegen. Sollte aber die Sache niemals mehr zur Sprache kommen, wissen Sie wenigstens Bescheid.

Bitte schicken Sie Ihre Fragen mit der Post (Der Tagesspiegel, „Immer wieder sonntags“, 10876 Berlin) oder mailen Sie diese an:

meinefrage@tagesspiegel.de

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