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Berlin: Dynamo-Fans sprechen von Racheakt

Vorwürfe nach Einsatz in Disko – Polizei sieht „neue Qualität“ der Auseinandersetzungen mit Hooligans

Der harte Polizeieinsatz gegen die Hooligans des BFC Dynamo am Wochenende resultiert möglicherweise aus massiven Angriffen von gewalttätigen BFC-Fans auf die Polizei drei Wochen zuvor. „Das ist die Rache für unsere verletzten Kollegen“ – diesen Satz hätten mehrere seiner Mandanten, die in der Friedrichshainer Diskothek Jeton festgenommen wurden, zu hören bekommen, sagte gestern Rechtsanwalt Bert Handschumacher.

Tatsächlich hatte es beim Saisonstart vor drei Wochen 13 verletzte Polizisten gegeben, die von BFC-Fans angegriffen worden waren. Diese Angriffe haben Angst und Wut bei Polizisten ausgelöst. In einer dreiseitigen internen Schilderung eines Polizeiführers, die dem Tagesspiegel vorliegt, ist von einem „regelrechten Ausbruch der Gewalt“ die Rede. „Es wurde verstärkt auf die ungeschützten Bereiche (Kopf, Hals etc.) gezielt“, heißt es in dem Bericht. Resümee des Polizeiführers: „Eine neue Qualität der Auseinandersetzungen mit Anhängern des BFC Dynamo.“ Die Angriffe seien von den polizeibekannten BFC-Gewalttätern nur gesteuert worden, die eigentlichen Angriffe seien von „Nachwuchs-Hools“ erfolgt, schreibt der Polizeiführer: „Es hatte den Anschein, als wolle man den Hool-Nachwuchs beim BFC Dynamo für die Weltmeisterschaft im nächsten Jahr fit machen.“ Im Jeton wollte die Polizei einen Tag vor dem Spiel gegen Union mit der Razzia Absprachen unter BFC-Hooligans verhindern.

Der Fanbeauftragte des BFC, Rainer Lüdtke, hat nach eigenen Angaben gestern einen anonymen Anruf bekommen. Darin soll gesagt worden sein, dass „vor drei Wochen eine Kollegin von uns von Fans zusammengeprügelt worden ist“. Und weiter: „Jetzt haben wir gezeigt, was wir können.“

Wie berichtet, waren unter den 158 im Jeton festgenommenen Personen 19 Hooligans der Kategorie C und 22 der Kategorie B (immer gewaltbereit und unter Alkoholeinfluss gewaltbereit). Weitere 28 sind in der Datei Gewalttäter Sport erfasst. Der grüne Abgeordnete Volker Ratzmann nannte den Einsatz angesichts von 69 „Treffern“ deshalb gestern „völlig überzogen“. Ratzmann will am Montag im Innenausschuss Aufklärung über den Einsatz verlangen. Auch das BFC-Mitglied Rainer Lüdtke wird aussagen: „Ich will, dass die Wahrheit auf den Tisch kommt“, so Lüdtke. Die Innenverwaltung lehnte gestern eine Stellungnahme ab.

Am Dienstag hatte Polizeipräsident Glietsch eine erste Darstellung, nach der es massive Gegenwehr im Jeton gegeben habe, korrigiert. Die Beamten seien nicht mit Flaschen und Stühlen beworfen worden. Rechtsanwalt Handschumacher sagte, dass es „keine Gegenwehr“ im Jeton gegeben habe. Er will für seine bislang sieben Mandanten – nach seinen Angaben keine Fußballfans – Schadensersatz und Schmerzensgeld einklagen. Nach seinen Angaben sei sogar der Bräutigam verletzt worden, der dort seinen Junggesellenabschied feierte. Dass auch eine Hochzeitsgesellschaft in der mehrstöckigen Disco feiert, sei der Polizei bekannt gewesen, sagte der Anwalt.

Beim BFC hieß es, dass der Einsatz im Jeton die Stimmung unter Fans massiv verschlechtert habe. Die Szene warte auf die nächste Gelegenheit zum Zuschlagen.

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