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Mindestens ein Jahr lang soll Tristan Otto in Kopenhagen zu sehen sein.

© Jordan Raza/dpa

T-Rex „Tristan“ verlässt das Naturkundemuseum: Ein Dino geht auf Reisen

Der T-Rex aus dem Naturkundemuseum verabschiedet sich: Tristan Otto wird ab April in Kopenhagen zu sehen sein. Aber wie kommt er dorthin?

Tristan Otto verreist. Der Tyrannosaurus Rex aus dem Naturkundemuseum, der Liebling der Besucher, bekommt einen neuen Standort – zumindest zeitweilig. Tristan wird Mittelpunkt einer Ausstellung im Statens Naturhistoriske Museum in Kopenhagen.

Johannes Vogel, der Generaldirektor des Museums für Naturkunde, sagte am Freitagvormittag: "Tristan ist einer der tollsten Botschafter der Natur." Und auch der Leiter des Kopenhagener Museums, Peter C. Kjærgaard, sprach über die Strahlkraft des Dinosauriers: "Tristan wird alle inspirieren."

In Kopenhagen ist Tristan ab dem 2. April 2020 bis zum 28. März 2021 in der Ausstellung "König der Dinosaurier" zu sehen. Diese Ausstellung, erklärte Kjærgaard, solle auch als Plattform dienen, sich mit der Entwicklung unseres Planeten auseinanderzusetzen: Tristan und seine Dino-Kumpanen hätten nichts gegen den Lauf der Natur ausrichten können, der Mensch sei dazu aber in der Lage. "Tristan soll zu positiven Veränderungen anregen, zum Austausch von Expertise, und er soll Menschen befähigen, Entscheidungen wissensbasiert zu treffen." Er als Leiter des Kopenhagener Museum freue sich jedenfalls sehr auf den Neuzugang: "Wir sind unglaublich stolz und geehrt, dass wir Tristan in Kopenhagen empfangen dürfen."

Eine Bauanleitung gibt es nicht

Aber wie läuft Tristans Reise ab? Wie gelingt es, dass am Ende alle Teile wieder an ihrem Platz sind? "Es ist ja immer so: Wenn Sie Dinos finden, dann wird die Bauanleitung mitgeliefert", scherzte Vogel. So ist es natürlich nicht: In den kommenden Wochen, ab dem 27. Januar, nimmt ein Spezialisten-Team Tristan auseinander. Sie beginnen mit dem Podest, das 2015 eigens für den T-Rex entworfen und gebaut worden ist. Anfang Februar ist das Skelett dran. Insgesamt bestehe es aus mehr als 300 Teilen, sagte Uwe Moldrzyk, der im Naturkundemuseum den Bereich Ausstellungsentwicklung leitet. Davon seien 170 Originalknochen.

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"Der ganze Abbau ist nicht so trivial", sagte Linda Gallé. Sie ist Kuratorin der Abteilung Ausstellung und Wissenstransfer. "Die Architektur wird rückgebaut und die Knochen von der Halterung montiert." Besonders heikel sei der Beckenknochen, weil er mehrere hundert Kilo wiege. Der dürfe einfach nicht runterfallen. Und sonst natürlich auch nichts. Jeder Knochen werde in einer eigenen Schaumstofftransportverpackung verwahrt, die wiederum in spezielle Transportkisten gepackt würden. Die reisten anschließend per Lastwagen nach Dänemark.

"Eher wie rohe Eier als wie Granit"

Dabei sei Vorsicht das oberste Gebot, sagte auch Moldrzyk: "Tristan ist nicht so super stabil. Wir haben eher mit rohen Eier zu tun als mit Granitblocken." Das liege daran, dass Tristan, vor seiner Ausgrabung, in einem bestimmten Sediment gelegen habe. Deshalb seien die Hohlräume in seinen Knochen mit einer Art Tonerde gefüllt. Dieser Ton reagiere auf Luftfeuchtigkeit. Das Sediment ist übrigens auch verantwortlich für Tristans schwarze Farbe.

In Kopenhagen angekommen, werde Tristan wieder zusammengebaut – streng nach Plan. Beteiligt seien daran auch Fachleute aus dem Abbau-Team in Berlin.

Seit Tristan 2016 im Naturkundemuseum zu sehen war, haben drei Millionen Besucherinnen und Besucher den Saurier bewundert. Die Besucherzahlen sind nach Angaben des Generaldirektors Vogel um 50 Prozent gestiegen – auf rund 740.000 im vergangenen Jahr. Aber warum rückt das Museum diesen Publikumsmagneten dann raus? Es muss, so wollen es Tristans Eigentümer. Der Tyrannosaurus Rex gehört zwei Investoren, den dänischstämmigen Investoren Niels Nielsen und Jens Peter Jensen. Dem Naturkundemuseum Berlin hatten sie das Skelett kostenlos zur Verfügung gestellt – unter zwei Bedingungen: Es sollte der Öffentlichkeit zugänglich sein und für Forschungszwecke genutzt werden. Die Eigentümer wollten aber auch, dass Tristan in ihrer Heimat zu besichtigen sei, ursprünglich sogar schon im vergangenen Jahr. Doch es gab Verzögerungen.

Noch bis Sonntag ist Tristan in Berlin zu sehen

An diesem Wochenende wird Tristan verabschiedet, mit Drinks und DJ am Freitagabend, mit verschiedenen Aktionen - Kinderschminken, Dino-Quiz - und kostenlosem Eintritt am Samstag und Sonntag. Und wer es an diesem Wochenende nicht mehr schafft, muss trotzdem keine Sorge haben: Tristan soll nach Berlin zurückkommen. Wann genau, stehe noch nicht fest, sagte Vogel. Aber Tristan Otto gehört zum geplanten Wissenschaftscampus, der in der Invalidenstraße entstehen soll.

Und bis dahin: "Tristans Geschichte ist eine Geschichte der Freundschaft", sagte Kjærgaard, "einer Freundschaft zwischen zwei Institutionen, zwischen zwei Städten und nicht zuletzt zwischen den Menschen in Deutschland und in Dänemark. Und vielleicht auch ein Anlass für Sie, unser schönes Museum zu besuchen."

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