
© Kitty Kleist-Heinrich/TSP
Fußgänger gegen Radfahrer: Ein geplanter Spreeradweg in Berlin-Moabit sorgt für Kritik
Noch im Februar sollen die Arbeiten für den Spreeradweg in Moabit beginnen. Doch Anwohner kritisieren die Pläne. Sie sorgen sich vor zu viel Radverkehr am Ufer.
Stand:
Erneut führen kollidierende Interessen von Radfahrern und Fußgängern zu Ärger in der Berliner Verwaltung. Anwohner und Aktivisten laufen Sturm gegen die Pläne des Bezirks Mitte, den Spreeradweg entlang des Flussufers in Moabit auszubauen.
Anfang Februar erklärte der Bezirk, mit dem Bau des Spreeradwegs in Mitte beginnen zu wollen. Als erster Teil ist der Umbau des 1,9 Kilometer langen Abschnitts von der Lutherbrücke am Schloss Bellevue bis zur Bezirksgrenze zum Bezirk Charlottenburg-Wilmersdorf geplant. Noch in diesem Monat sollen dazu die Bauarbeiten entlang des Bellevue-Ufers und zwischen der Lessingbrücke und Flotowstraße beginnen.
Geplant ist am Ufer eine drei Meter breite Asphaltbahn als gemeinsamer Geh- und Radweg, außer entlang der Schlossanlage Bellevue. Dort will der Bezirk den kleinteiligen Pflasterbelag erhalten. Zudem sollen Aufenthaltsbereiche entlang des Ufers entstehen.
Bei Fußverkehrsaktivisten und Anwohnern führt das zu Unmut. Das Abgeordnetenhaus habe 2018 beschlossen, dass Fußgänger entlang des Spree-Rad- und Wanderwegs Vorrang haben sollten, heißt es in einer Pressemitteilung der Bürgerinitiative Spreeufer, die von mehreren Vereinen, darunter FUSS e.V. und die Naturfreunde Berlin unterstützt wird.
„Wie aber soll das umgesetzt werden, wenn eine Asphaltbahn zum Schnellfahren einlädt?“, fragt die Initiative. „Ein breiter, asphaltierter Weg zum schnellen Radfahren ist eine Idee von gestern. In der Klimakrise müssen offene Flächen wie der heutige Uferweg erhalten werden.“
[Wenn Sie alle aktuellen Nachrichten live auf Ihr Handy haben wollen, empfehlen wir Ihnen unsere runderneuerte App, die Sie hier für Apple- und Android-Geräte herunterladen können.]
Auch eine ausreichende Bürgerbeteiligung habe zuvor nicht stattgefunden. „Wird dieser Plan verwirklicht, ist das doppelter grün-roter Wortbruch“, kommentiert FUSS e.V. „Hier muss vor Baubeginn nachgebessert werden.“ So sei Asphalt als Material tabu.
Zudem müsse der Weg anders gelegt werden: „Er soll zu Entspannung und Langsamkeit motivieren, nicht zum Schnellfahren. Dazu helfen kleine Schwenks, unebene und engere Stellen. Auf so einem Langsam-Weg können sich Menschen zu Fuß und auf dem Rad gut arrangieren“, teilt der Verband mit.
Bezirk Mitte will mit Anwohnern sprechen
„Die Sorgen der Anwohnendenschaft nehmen wir sehr ernst und werden kurzfristig das Gespräch mit der BI suchen“, sagte Mittes Verkehrsstadträtin Almut Neumann (Grüne). „Wir bitten um Verständnis, dass wir dem nicht vorgreifen wollen.“
[Mobilität vor Ort - immer wieder Thema in den bezirklichen Newslettern vom Tagesspiegel, ganz unkompliziert und kostenlos bestellen unter leute.tagesspiegel.de]
Bereits 2013 sei die Uferumgestaltung durch den Bezirk im Auftrag des Senats geplant worden, erklärte sie. Im Nachgang an eine Bürgerversammlung 2018, an der auch die Bürgerinitiative teilgenommen hätte, habe man die Planungen noch angepasst. Bis 2024 soll der Uferweg in Moabit umgebaut werden.
Konflikt um Spreeradweg auch an anderer Stelle
Nicht zum ersten Mal kollidieren bei der Planung des Spreeradwegs die Interessen von Fußgängern und Radfahrern. Auch die Pläne für den Uferabschnitt zwischen Charlottenburg und der Altstadt Spandau hagelte es Kritik von FUSS e.V. Auch dort drehte sich der Streit darum, das bestehende Uferwege asphaltiert werden sollten. Der Senat entschied sich daher letztlich dazu, nur einen kleinen Teil der Strecke zu versiegeln.
Frühestens Ende 2022 sollen die Arbeiten im Westen Berlins beginnen. Auch weil unter anderem eine neue Brücke errichtet werden muss, ist mit einer Fertigstellung des Abschnitts nicht vor 2027 zu rechnen.
- showPaywall:
- false
- isSubscriber:
- false
- isPaid: