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Eine Statue der Justitia

© Foto: dpa/David Ebener

Eine afghanische „Handschuh-Ehe“?: Mutmaßliches Vergewaltigungsopfer will vor Berliner Gericht nicht aussagen

Ein 26-Jähriger soll eine 27-Jährige vergewaltigt haben. Vor Gericht will die Frau jedoch nicht aussagen – sie heiratete den Mann per Videocall, als er in U-Haft saß.

Stand:

Sie zeigte einen Landsmann an, er wurde verhaftet und steht nun vor dem Landgericht. Der Mann aus Afghanistan soll die 27-Jährige, die keine Liebesbeziehung mit ihm wollte, verfolgt und vergewaltigt haben. Im Prozess aber überraschte die Frau. Ein Schweigerecht habe sie – „ich bin seine Ehefrau nach islamischem Recht“. Als der 26-Jährige bereits wegen der Vorwürfe in U-Haft saß, hätten sie per Videocall geheiratet. Es sei eine afghanische „Handschuh-Ehe“, also ohne Anwesenheit. Die Richter hatten Zweifel.

Im Februar 2023 soll er die Landsfrau in einem Auto vergewaltigt und ihr mit Folgen für den Fall gedroht haben, sollte sie über die Tat mit ihrer Mutter sprechen. Ein paar Tage später soll er sie an einem U-Bahnhof abgepasst und mit der Faust geschlagen haben. Im Februar 2024 sei er mit einem nachgemachten Schlüssel in ihre Wohnung eingedrungen, habe sie brutal geschlagen und erneut vergewaltigt.

Die Verteidiger erklärten, die Vorwürfe würden nicht zutreffen. Die 27-Jährige wurde als zentrale Zeugin in den Saal gerufen. Eine modern gekleidete Frau, das Haar trug sie offen. Sie hätten am 18. August online geheiratet – „mit meinem Einverständnis“, so die Zeugin. Sie habe sich dazu entschlossen – „in Anbetracht unserer Kultur, unserer Mentalität und der Meinungen unserer Familien fand ich es richtig“. Von Liebe sprach sie nicht.

Handschuh-Ehe bedeute eine Trauung per Stellvertreter. Sein Ja sei von seinem Bruder aus der Haft übermittelt worden, in Pakistan hätten Verwandte und ein Rechtsgelehrter am Computer gesessen, sie sei aus Berlin zugeschaltet gewesen. Doch die Richter sahen erhebliche Widersprüche in ihren Angaben – nach derzeitiger Sachlage stehe ihr kein Zeugnisverweigerungsrecht zu. Am Mittwoch soll sie aussagen.

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