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Berlin: Eine Heldin? Auf keinen Fall!

Julia Jentsch will mit ihrer Darstellung der Sophie Scholl keine Ikone schaffen

Auf die nahe liegende Frage weiß sie so schnell keine knappe Antwort. Julia Jentsch zögert am Sonntagnachmittag bei der Berlinale-Pressekonferenz zur Vorstellung ihres Films „Sophie Scholl – Die letzten Tage“ einen langen Moment, ehe sie anhebt zu erklären, was sie an der Figur besonders herausgefordert habe.

Es ist ja auch nicht leicht auf einen Nenner zu bringen. Auf keinen Fall eine strahlende Heldin, eine Ikone, sollte ihre Sophie Scholl sein, „sondern eine lebenslustige junge Frau, die sehr belesen war und wusste, was sie wollte“, sagt sie und ergänzt: „Es geht um eine junge Frau, die mitten aus dem Leben in den Tod gerissen wird.“ Auch das reicht im Grunde genommen nicht aus, um zu beschreiben, was die 26-jährige Schauspielerin in diesem neuen Film gespielt hat. Julia Jentsch weiß das, kichert kurz, und sagt ein bisschen verlegen: „Vielleicht fällt mir später noch etwas ein.“

Die Sophie Scholl in Marc Rothemunds Film ist eine Rolle, die geeignet ist, der Schauspielerin ein bleibendes Image aufzudrücken. Julia Jentsch kann damit leben. Mehr noch: Die Beschäftigung mit der Biographie, der Auseinandersetzung mit den Verhörprotokollen der Gestapo, die erst jetzt öffentlich geworden sind und erstmals in einem Film verarbeitet wurden, hat ihr, dem gefeierten Jungstar dieses Festivals, eine gehörige Portion Respekt abgerungen: „Sie wusste, es ist das einzig Richtige, was sie tut“, sagt Julia Jentsch über Sophie Scholl, „und ich habe mich immer wieder gefragt: Wie hätte ich an ihrer Stelle reagiert?“

Eine Frage, die sich möglichst viele Zuschauer stellen werden, hofft sie. Dass sie nach „Die fetten Jahre sind vorbei“ wieder einen Film mit deutlich politischer Aussage gemacht hat, ist „reiner Zufall“. Und die Tatsache, dass gerade jetzt eine ganze Reihe deutscher Filme mit einem Nazi-Thema ins Kino kommen, zeigt für sie schlicht „dass es nach wie vor noch Thema ist“. Neue Filme stehen für Jentsch erst einmal nicht an, sondern Theater. Am Donnerstag ist in München Premiere.

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