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Kolumne Sonntagsfragen: Einen Termin vereinbaren, ohne vorher zu fragen?
Zwei Brüder müssen nach dem Tod ihres Vaters bei der Bank erscheinen. Doch bei der Terminvereinbarung gibt es Verstimmung. Unsere Kolumnistin weiß Rat.
Stand:
"Nach dem Tod unseres Vaters hatten mein Bruder und ich einige gemeinsame Aufgaben zu erledigen. Unter anderem mussten wir seine Wohnung auflösen. Wir haben zu gleichen Teilen geerbt, darüber gab es auch keinerlei Streit. Allerdings mussten wir gemeinsam bei seiner Bank erscheinen. Was mich zutiefst erzürnt hat, war die Tatsache, dass er einfach einen Termin mit dem Bankberater gemacht hat, ohne mich vorher zu fragen, ob ich da überhaupt Zeit habe. Das geht doch nicht, oder?" - fragt Lars
Jeder geht anders um mit dem Tod eines so nahen Menschen. Ganz klar ist aber, dass man in der Zeit der ersten Trauer empfindlicher reagiert als sonst. Man ist sensibler und regt sich vielleicht über Dinge auf, die einen sonst nicht weiter stören oder einem nicht einmal auffallen würden.
Natürlich ist es nicht höflich, einfach über die Zeit eines anderen Menschen zu verfügen, und sei es auch eines nahen Verwandten wie des eigenen Bruders. Vermutlich hat er sich dabei gar nichts gedacht, wollte nur zügig voranschreiten mit der gemeinsamen Arbeit.
Wenn Sie keine Zeit haben, können Sie das ja jederzeit sagen und darum bitten, einen neuen Termin zu finden, der besser in Ihren eigenen Plan passt.
Dass Sie sich an der Stelle übergangen fühlten, hat sicher noch tiefere Ursachen, denen Sie auf die Spur kommen können, wenn Sie über das Verhältnis zu Vater und Bruder nachdenken. Aber das muss zum gegenwärtigen Zeitpunkt vielleicht gar nicht sein. Es geht ja darum, die gemeinsame Arbeit zügig zu Ende zu bringen. Also sollten Sie sich nicht unnötig kompliziert verhalten.
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Weisen Sie Ihren Bruder darauf hin, dass Sie gern gefragt worden wären. Wenn Ihr Bruder klug ist, entschuldigt er sich für seine Voreiligkeit. Und selbst wenn nicht, absolvieren Sie den Termin, bringen Sie die Arbeit zu Ende und lassen Sie die Wunden heilen, die der Tod und nicht kleine Fehler des jeweils anderen geschlagen haben.
Ein Streit wegen Kleinigkeiten in der jetzigen angespannten Situation könnte die Chance zerstören, sich später unbeschwert gemeinsam an die guten Zeiten mit dem Vater zu erinnern.
Bitte schicken Sie Ihre Fragen mit der Post (Der Tagesspiegel, „Immer wieder sonntags“, 10876 Berlin) oder mailen Sie diese an: meinefrage@tagesspiegel.de
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