Tarifauseinandersetzung: Einzelhändler leiden unter BVG-Streik
Für viele kleine Einzelhändler könnte der Streik das Aus bedeuten. Die Laufkundschaft bleibt aus, manche Geschäfte bleiben geschlossen: Während der Einzelhandel um seine Existenz kämpfen muss, wirft Thilo Sarrazin Verdi erneut vor, nicht verhandeln zu wollen.
Der BVG-Streik zieht weite Kreise. Während die Berliner Bevölkerung Medienberichten zufolge den Streik souverän meistert und alles weniger chaotisch abläuft als geplant, gibt es einen anderen großen Verlierer: den Einzelhandel. "Einige kleinere Einzelhändler sind in ihrer Existenz gefährdet", sagte der Vize-Chef des Handelsverbands Berlin-Brandenburg, Günter Päts. Bäckereien, Floristen oder Zeitungskioske in den U-Bahnhöfen lebten zu 80 Prozent von Laufkundschaft. Ihnen breche der Umsatz weg.
Einige der Geschäfte blieben während der Dauer des Streiks sogar ganz geschlossen, sagte Päts. Die Miete müssten sie jedoch weiterzahlen, ihr Personal im Regelfall auch. Besitzer ohne finanzielle Rücklagen stünden daher schnell vor der Pleite.
Auch größere Kaufhäuser betroffen
Nach Angaben des Vize-Verbandschefs spüren auch die größeren Kaufhäuser die Auswirkungen des BVG-Streiks. "Betroffen sind vor allem die Standorte in der Innenstadt", sagte Päts. Viele Kunden, die sonst mit öffentlichen Verkehrsmitteln anreisten, blieben nun weg. So habe beispielsweise Karstadt am Hermannplatz über Umsatzeinbußen geklagt und auch auf dem Kudamm sei weniger los. Das Kaufhaus des Westens (KaDeWe) habe einen eigenen Busshuttle eingerichtet, um die Besucher der Internationalen Tourismus Börse (ITB) in die Innenstadt zu fahren.
Einzig die Einkaufszentren mit S-Bahn-Anbindung und großen Parkplätzen seien weniger von dem Ausstand betroffen, sagte der Vize-Chef. Wenn allerdings die Drohung der Lokführergewerkschaft GDL wahr werde, ab Montag auch die S-Bahnen und den Regionalverkehr zu bestreiken, könnte das für die Einkaufszentren in Citylage "durchaus zum Super-Gau werden", betonte Päts. Er rechne mit erheblichen Auswirkungen, der Streik von BVG und GDL könnte dem Einzelhandel "sehr, sehr weh tun".
Sarrazin: Verdi will nicht verhandeln
Berlins Finanzsenator Thilo Sarrazin (SPD) wirft der Gewerkschaft Verdi indes noch einmal vor, nicht verhandeln zu wollen. Es gibt ein Angebot, "nur ist darüber niemals verhandelt worden, weil Verdi von Anfang an auf den Streik heraus wollte und niemals ernsthaft verhandelt hat", sagte der Senator auf radioeins (rbb).
Das Angebot gebe es nicht schriftlich, sagte Sarrazin: "Mündliche Äußerungen werden durchaus als meine Äußerungen wahrgenommen und das gilt auch hierfür." Er fügte hinzu, wenn sich Verdi mit ihren Forderungen durchsetzte, dann käme es zu höheren Fahrpreisen für die BVG-Kunden, "was ich dazu sage, sage ich aus Kenntnis der Zahlen und das ist im Senat abgestimmt. Das ist die Senatsmeinung, die ich hier ausdrücklich vertrete." (tbe/ddp)