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Verhandlungen gescheitert: Ende des Berliner Semestertickets droht
Verkehrsverbund und Studierendenvertretung konnten sich nicht rechtzeitig über den Preis des Semestertickets ab April einigen. Die Linke fordert, Studis ins Sozialticket aufzunehmen.
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Das Ende des Berliner Semestertickets für Studierende droht: An den meisten Berliner Hochschulen wird in den Gebühren zur Rückmeldung für das Sommersemester 2023 wohl keine Fahrkarte für den Tarifbereich ABC mehr eingeschlossen sein.
Da der bestehende Vertrag mit dem Verkehrsbund Berlin-Brandenburg (VBB) an der Mehrheit der Berliner Hochschulen zum 30. März 2023 ausläuft, hatte die Berliner Studierendenvertretung versucht, mit dem VBB einen günstigeren Tarif als die bisher knapp 32 Euro im Monat für ein ABC-Ticket plus Fahrradmitnahme zu verhandeln.
Der hochschulpolitische Referent des TU-Astas Gabriel Tiedje sagte gegenüber dem Tagesspiegel, man habe sich nicht rechtzeitig mit dem VBB einigen können, um bis zum Start des Sommersemesters einen neuen Vertrag abschließen zu können.
Bis jetzt habe das Unternehmen kein für die Asta-Vertretungen abzeptables Angebot gemacht, bis Freitag habe der VBB eigentlich auf sie erneut zukommen wollen. Die Studierenden fordern von diesem, künftig weniger als die bislang 32 Euro im Monat für ein Semesterticket zu zahlen.
Der Grund: Seit der Einführung des Berliner 29-Euro-Tickets, das seit Oktober und zunächst bis Ende März für den Bereich AB gilt, zahlen Studierende de facto im Monat mehr als andere Kunden. „Für die Studierenden ist das nicht annehmbar und eine klare Benachteiligung“, betonte Tiedje. Die Studierendenvertretung habe dem VBB 15 Euro für den AB-Bereich vorgeschlagen oder 20 Euro für ein Ticket, das deutschlandweit für den Regionalverkehr gilt.
Nicht mehr genug Zeit, die Vertragsverlängerung rechtzeitig abzuschließen
Auch Tobias Schulze, wissenschaftspolitischer Sprecher der Linksfraktion, kritisierte, der VBB und letztlich auch das Land Berlin, das im Aufsichtsrat des Unternehmens sitzt, hätten die „De-Facto-Frist“ für eine Fortsetzung des Tickets im nächsten Jahr verstreichen lassen. Weil die Rückmeldeverfahren zum Sommersemester in Kürze starten, hätten die Hochschulen auch bei einem kurzfristigen Angebot des VBB nun nicht mehr ausreichend Zeit, um einen Verlängerungsvertrag rechtzeitig zum Sommersemester abzuschließen.
Tiedje erklärte die verstrichene Frist damit, bei einem Semesterticketpreis, der weiterhin über 29 Euro im Monat liege, müsse die Studierendenschaft per Briefwahl zustimmen, bevor der Vertrag mit dem VBB geschlossen werden könne. Die Zustimmung braucht es, weil die Ticketzahlung zusammen mit den Rückmeldegebühren von den Konten der Studis abgebucht wird.
Angesichts des absehbaren Endes des Semestertickets fordert Schulze jetzt, den Studierenden analog zu Sozialhilfeempfängern und Rentnern das Recht auf ein Sozialticket einzuräumen. Schließlich seien die rund 200.000 Studierenden eine der „einkommensschwächsten Gruppen unserer Stadt“.
Das Sozialticket gilt im Tarifbereich AB und kostet bislang 27,50 Euro, von Januar bis März 2023 wird es auf 9 Euro abgesenkt werden. Auch die Studierendenvertretungen der Landesastenkonferenz würde dem Asta-Vertreter Tiedje zufolge diese Lösung begrüßen.
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