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„Engpässe sind absehbar“: Berlins Kinderärzte haben Nachwuchssorgen
Berlin hat zu wenige Kinderärzte – und während immer mehr Mediziner in Rente gehen, fehlt es an Nachwuchs. Vor allem zwei Bezirke sind betroffen.
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Angesichts von wachsender Stadt und demografischem Wandel sorgen sich Kinderärzt:innen um die künftige personelle Ausstattung in ihrem Berufsfeld in Berlin. „Wir sehen mit Schrecken, dass wir in eine Situation laufen, in der wir zu wenig Personal haben werden. Engpässe sind absehbar“, sagte der Sprecher des Berufsverbandes der Kinder- und Jugendärzte (BVKJ), Jakob Maske, am Mittwoch. Das beziehe sich sowohl auf Ärzt:innen im ambulanten und stationären Bereich als auch auf die Kinderkrankenpflege und Berufe wie medizinische Fachangestellte. Während immer mehr Kolleg:innen in Rente gingen, fehle es an Nachwuchs.
Die Bedarfsplanung der Kinderarztsitze in Berlin trägt Maske zufolge nicht ausreichend den aktuellen Anforderungen und den gewachsenen Aufgabenbereichen in den Praxen Rechnung. „Auf dem Papier haben wir in Berlin mit rund 350 Niederlassungen eine Überversorgung“, sagte der Verbandssprecher, der selbst eine Kinderarztpraxis in Schöneberg hat. „Davon leisten jedoch nur etwa 180 Praxen eine hausärztliche Versorgung, zum Beispiel mit Impfungen.“ Die übrigen Arztsitze seien fachärztlich sowie an Kliniksprechstunden angebunden.
Die hausärztlichen Praxen sind voll und werden immer voller.
Jakob Maske, Sprecher des Berufsverbandes der Kinder- und Jugendärzte (BVKJ)
„Die hausärztlichen Praxen sind voll und werden immer voller“, sagte Maske. Manche Eltern hätten Probleme, überhaupt eine:n Kinderärzt:in zu finden. Wie dicht das Versorgungsnetz ist, hängt auch vom Bezirk ab. Relativ schlecht sei es in Neukölln und Lichtenberg, wohingegen Bezirke mit zahlungskräftigerer Klientel besser versorgt seien. „Super ist es aber nirgends“, sagte Maske.
Aus Sicht des Sprechers hat Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) die Belange der Kinderärzt:innen durchaus auf dem Schirm. Die Probleme könne aber auch er nicht „wegzaubern“. „Die Kindermedizin muss attraktiver gemacht werden“, sagte Maske. Die Rahmenbedingungen müssten stimmen, aber auch die Bezahlung in Zeiten der Inflation. Wichtig ist für Maske, dass zumindest die bereits im Berufsfeld tätigen Menschen gehalten werden können. Zudem müsse man die Reform der Pflegeausbildung überdenken: Es drohe angesichts des Wegfalls der bisherigen Kinderkrankenpflege-Ausbildung ein Loch in der Versorgung.
Für Mittwochabend (17.30 Uhr) war zum Thema in den DRK Kliniken Berlin Westend eine Veranstaltung mit Vorträgen und Podiumsdiskussion geplant. Der Titel: „„Nachfolge verzweifelt gesucht!“ Bilden wir in der Kinder- und Jugendmedizin genügend Nachwuchs aus?“ (dpa)
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