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Immer wieder werden an Häusern Gerüste angebracht, ohne dass relevante Baumaßnahmen stattfinden.

© dpa

„Entmietungshaus“ in Berlin: Bewohnern in Pankow fristlos gekündigt

Am Freitag wurde den Bewohnern eines Vorderhauses in der Schönhauser Allee fristlos gekündigt. Nun wehren sie sich mit einem Offenen Brief an das Bezirksamt Pankow.

Von Christian Hönicke

Wieder ein Fall von „Entmietung“? Die Aufregung ist jedenfalls groß in einem Mehrfamilienhaus in der Schönhauser Allee, Ecke Wisbyer Straße: Am vergangenen Freitag haben alle Mieter des Vorderhauses die fristlose Kündigung erhalten. Laut der Hausgemeinschaft hieß es darin, dass die betreffenden Bewohner „durch Gegenstände auf den Balkonen die Sanierungsarbeiten behindert hätten“.

Laut den Bewohnern wird in dem baufälligen Haus dabei gar nichts saniert, die Kündigungen seien „willkürlich“ und „ohne stichhaltige Begründungen“ erfolgt, vermutlich aufgrund der aktuellen Mietminderungsklagen der Bewohner.

Seit fast drei Jahren ist das Haus eingerüstet, an einer der engsten Stellen der Schönhauser Allee, ohne dass dabei  relevante Baumaßnahmen festzustellen seien. Die Mieter werfen Eigentümer und Verwaltung vor, das Haus mit solchen Schikanen entmieten zu wollen.

In einem Offenen Brief an das Bezirksamt Pankow forderte die Mietergemeinschaft nun am Montag, das Haus „unter städtische Aufsicht zu stellen, da diesem Eigentümer und seiner ihm unterstellten Hausverwaltung nicht zu trauen ist.“ Die Hausgemeinschaft verwies auf einen entsprechenden Beschluss der Pankower BVV vom 25. April, eine angemessene Wohnnutzung des Gebäudes über Ersatzvornahmen notfalls treuhänderisch wiederherzustellen.

Stromausfälle und Brandgefahr

Die Hausverwaltung habe zwar immer wieder Sanierungsarbeiten angekündigt, unter anderem Beseitigung der Brandgefahr, Reparatur der Stromversorgung und der Hausbeleuchtung. Doch: „Scheinbar dienen diese Ankündigungen wie so oft seit Dezember 2015 der Beruhigung öffentlicher Stellen und der Täuschung der Mieter und des Gerichts in den aktuellen Fällen der einzelnen Mieter.“ Stattdessen werden laut der Mieter derzeit „vermutlich ohne Baugenehmigung“ Einheiten im Haus baulich verändert oder zusammengelegt.

Im Rest des Hauses gebe es weiterhin Stromausfälle und Brandgefahr durch einen verrotteten Stromkasten im Hausflur. Vermieter, Verwalter und Anwälte übten sich darin, „dies ständig zu leugnen. Bei den angeblich 15 Besuchen der Wohnungsaufsicht scheint den Beamten nichts aufgefallen zu sein.“ Der Brandherd Zählerschrank im Hausflur sei lediglich durch ein Vorhängeschloss gesichert worden. Mit dem Effekt, dass die Bewohner bei den ständigen Stromausfällen nicht mehr wie bisher im Notfall selbst Sicherungen auswechseln könnten. „Wir fragen uns schon länger, warum der Eigentümer mit diesen Methoden durchkommt“, so die Hausgemeinschaft und appellierte an BVV und Bezirksamt: „Wir fordern Sie auf, endlich zu handeln, die Mieter zu schützen und eine echte Anlaufstelle für solche Härtefälle zu sein oder einzurichten.“

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