
© dpa/Marijan Murat
Er lebte ein Jahrhundertleben: Edzard Reuter schöpfte Kraft aus dem Werk seines Vaters
Als Sohn des berühmten Berliner Nachkriegsbürgermeisters hätte Edzard Reuter in die Politik gehen können. Er wurde zu einem der mächtigsten deutschen Wirtschaftslenker. Ein Nachruf.
Stand:
Egal, wie alt man wird, man bleibt immer das Kind seiner Eltern. Niemand wäre für diese Volksweisheit ein besseres Beispiel als Edzard Reuter. Er lebte ein Jahrhundertleben, wuchs im türkischen Exil auf, wurde Deutschlands mächtigster Manager, Berliner Ehrenbürger. Und doch war er, egal wo er auftrat, immer auch der Sohn Ernst Reuters. Des großen Berliner Nachkriegsbürgermeisters.
Oft scheitern Söhne übergroßer Väter – am Druck, an den Erwartungen. Bei Edzard Reuter schien es stets, als würde er Kraft schöpfen aus dem Werk seines Vaters. Bis zuletzt stand ein Foto des legendären Sozialdemokraten im Schlafzimmer des Sohnes. Edzard Reuter redete gerne über ihn, auch im hohen Alter. Der Vater war, neben seiner Frau, der Lebensbegleiter, auch wenn er ihn um mehr als 70 Jahre überlebte.
Vielleicht aus Dankbarkeit, dass der Vater ihn vor dem Schlimmsten bewahrt hat: dem Krieg. Edzard Reuter wurde am 16. Februar 1928 in Berlin geboren. Schon 1935 floh die Familie aus Nazi-Deutschland in die Türkei. Es waren gewiss keine sorglosen Jahre, aber doch friedliche. Der Sohn lernte Türkisch, er traf sich mit Mädchen, lebte ein relativ freies Teenagerleben. Die Rückkehr ins zerbombte Deutschland 1946 war ein Schock.
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