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Es fehlen noch mehr als 1000 Fahrzeuge: Elektrifizierung der Berliner Busflotte kostet rund zwei Milliarden Euro
Bis 2030 wollte Berlin einen komplett elektrischen Busverkehr erreichen – doch daraus wird wohl nichts. Die Verwaltung verbreitet Zweckoptimismus.
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Noch fahren mehr als drei Viertel der Busse der Berliner Verkehrsbetriebe (BVG) mit Dieselantrieb. Die ursprünglich geplante Elektrifizierung der Flotte bis 2030 kann absehbar nicht mehr gelingen. Damit ist nach heutigem Stand der Technik auch die „Dekarbonisierung“, also ein Busbetrieb ohne fossile Energie, unrealistisch. Auf eine Anfrage der Grünen-Abgeordneten Antje Kapek erklärt die Verkehrsverwaltung aber, es lasse sich „derzeit noch nicht abschließend beurteilen“, ob die vollständige Dekarbonisierung bis 2030 machbar sei. Man arbeite „mit Nachdruck“ daran.
Die Zahlen, die die Verwaltung auf Kapeks weitere Fragen hin nennt, sprechen klar dagegen. Demnach wurden bis einschließlich 2024 erst 238 elektrische Busse angeschafft. In diesem Jahr folgen 49 weitere, in den kommenden beiden Jahren noch mal 270, sodass Ende 2027 knapp 570 Exemplare elektrisch fahren sollten, also rund ein Drittel der gesamten BVG-Flotte von zurzeit 1551 Bussen.
Für die Zeit danach steht zwar die Anschaffung von weiteren 250 Bussen auf dem Plan – aber mit Fragezeichen, weil weder die Finanzierung noch die Kapazität der Betriebshöfe geklärt ist. Momentan hat die BVG nach eigenen Angaben Kapazitäten für rund 340 E-Busse auf drei Betriebshöfen. An fünf Orten soll bis 2030 neu oder ausgebaut werden, an vier weiteren erst bis 2035. Als Erstes soll der völlig neue Doppel-Hof beiderseits der Spree an Köpenicker und Rummelsburger Landstraße fertig werden, als letztes der bereits bestehende Hof in der Müllerstraße.
E-Busse doppelt so teuer wie Diesel-Busse
Die Gesamtkosten für die Elektrifizierung der Busflotte beziffert die Verkehrsverwaltung auf 1,7 bis 2,3 Milliarden Euro, wobei etwa 1,3 Milliarden davon in die Betriebshöfe investiert werden. Der Rest entfällt auf die Busse – und hängt von der weiteren Entwicklung der Batterietechnik ab.
Bei der Finanzierung der Fahrzeuge übernimmt die BVG laut Verwaltung die Kosten, die sie für neue Dieselbusse ohnehin zahlen müsste. Für die bestellten Busse, die bis 2027 geliefert werden sollen, sei das rund die Hälfte des Kaufpreises. Von den Zusatzkosten kämen 40 Prozent vom Bund und zehn vom Land.
Grünen-Politikerin Kapek warnt, dass Berlin wegen dieselbedingter Emissionen die ab 2030 deutlich schärferen Luftgrenzwerte nicht einhalten kann und deshalb an anderer Stelle durchgreifen muss – bis hin zu Fahrverboten.
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