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Berlin: Es tickt in der Waldbühne

Es gibt verschiedene Methoden, das Brechen eines Armknochens akustisch überzeugend zu simulieren. Jens Wawrczek empfiehlt aus langer Hörspielerfahrung die Verwendung einer Selleriestange.

Es gibt verschiedene Methoden, das Brechen eines Armknochens akustisch überzeugend zu simulieren. Jens Wawrczek empfiehlt aus langer Hörspielerfahrung die Verwendung einer Selleriestange. Deren Splittern, Knacken, Bersten, dazu ein lauter Schrei – das überzeugt jeden.

Jens Wawrczek? Man kennt ihn besser als Peter Shaw, so wie Oliver Rohrbeck für viele vor allem Justus Jonas ist und Andreas Fröhlich als die Stimme von Bob Andrews verehrt wird. Zusammen ergeben sie seit 1979 „Die drei ???“, die berühmtesten Detektive seit Philippe Marlowe, Hercule Poirot und Miss Marple, von Millionen meist junger Zuhörer und Leser verschlungen – und seit gestern nun auch offiziell geehrt durch einen Eintrag im deutschen Guinness-Buch der Rekorde: Am 5. November 2009 hatten sie auf ihrer Deutschlandtour „Die drei ??? und der seltsame Wecker – Live and Ticking“ insgesamt 11 183 Personen in die Kölner Lanxess Arena gelockt – das war Weltrekord für ein Livehörspiel.

Aus diesem Anlass, den sie in diesem Jahr noch einmal übertreffen wollen, wurde den drei Sprechern am Donnerstagvormittag in der Waldbühne die Guinness-Urkunde überreicht. Dort nämlich soll der Rekord durch sie selbst am 21. August gebrochen werden – durch die Liveaufführung des erfolgreichen Hörspiels um den seltsamen Wecker, der nicht mit dem üblichen Klingelton weckt, sondern durch den markerschütternden Schrei einer Frau. Klar, dass die professionelle Neugier der drei ??? dadurch geweckt wird (Ticketpreis: 31,25 Euro).

Das Hörspiel – die Originalgeschichte wurde 1968 von dem Erfinder der drei ???, Robert Arthur, geschrieben – war im Rahmen der Deutschland-Tour des Trios im Vorjahr schon zweimal im ausverkauften Tempodrom zu sehen gewesen. Aber da ihre Spezialität nun mal die Improvisation sei, werden es die Zuhörer als „komplett verändert“ erleben, versicherten die drei Sprecher gestern vor einer kleinen Journalistenschar. Auch sei die Technik anders, der Waldbühne eben angepasst, mit Videoprojektionen und besonderer Tonanlage. Die Situation auf der Bühne sei ähnlich wie bei einer Studioaufnahme, alle Schauspieler haben Manuskripte, und der Geräuschemacher ist der heimliche Star.

Wie eine „Druckwelle ins Gesicht“, erzählt Andreas Fröhlich, haben sie während der Tournee die Situation auf der Bühne, den Kontakt mit dem Publikum, erlebt, da müsse man sich schon zusammenreißen, sich nicht wie Robbie Williams zu fühlen. Das war in Köln so, und sie erwarten es auch in der Waldbühne, worin sie so etwas wie einen „Lebenshöhepunkt“ sehen, damit sei dann aber eine Grenze erreicht. Die drei ??? im Olympiastadion? Nie, schon wegen der schlechten Akustik nicht.

Ihren anhaltenden Erfolg, obwohl sie dem Alter der drei ??? längst entwachsen sind, erklären sie sich auch mit der Besonderheit des Hörspiels. Zwar seien die Stimmen älter geworden, sagt Jens Wawrczek, „aber wir altern nicht, wir leben in einer Zeitblase“. Und vor allem: „Wir klingen authentisch.“ Auch Erwachsene hören sich das gern an, viele aus Nostalgie, weil sie es schon als Kinder gehört haben. Nur eben nicht live. Andreas Conrad

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