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Berlin: Expo braucht täglich 8000 Gäste aus Berlin - Polizisten wollen nicht nach Niedersachsen

Rund 1,2 Millionen Gäste aus Berlin müssen die Expo in Hannover besuchen, damit der Wirtschaftsplan der Anfang Juni beginnenden Weltausstellung eingehalten wird. An jedem der 153 Expo-Tage müssten sich demnach rund 8000 Berliner auf den Weg nach Hannover machen und ein Expo-Ticket für 69 Mark kaufen.

Rund 1,2 Millionen Gäste aus Berlin müssen die Expo in Hannover besuchen, damit der Wirtschaftsplan der Anfang Juni beginnenden Weltausstellung eingehalten wird. An jedem der 153 Expo-Tage müssten sich demnach rund 8000 Berliner auf den Weg nach Hannover machen und ein Expo-Ticket für 69 Mark kaufen. Diese Zahlen ergeben sich aus den ehrgeizigen Erwartungen der Expo-Manager, die auf 40 Millionen Besucher während des fünfmonatigen Spektakels in Niedersachsen hoffen. Genau genommen rechnen die Veranstalter mit 20 Millionen Menschen, die zweimal anreisen. Der Anteil deutscher Besucher ist mit 70 Prozent veranschlagt, erwartet wird etwa jeder sechste Einwohner der Bundesrepublik.

Das ohnehin kalkulierte Minus von 400 Millionen Mark bei 3,4 Milliarden Mark geplanten Expo-Kosten würde erheblich größer, wenn die sich die kühnen Hoffnungen als unrealistisch erweisen sollten. Wenig begeistert von der Megaschau mit 192 teilnehmenden Nationen und über 10 000 Veranstaltungen ist indes der Personalrat der Berliner Polizei, obwohl es es beim aktuellen Konflikt nur um bezahlte Dienstreisen geht. Die Vertretung der Beschäftigten lehnt es bislang ab, 126 Berliner Beamte zur Weltausstellung in Hannover zu entsenden, weil durch die Abordnung fast 130 000 Arbeitsstunden verloren gingen. Der bereits bestehende Berg von 1,3 Millionen Überstunden bei der Berliner Polizei dürfe nicht noch größer werden, argumentiert der Personalrat.

Hannovers Polizeipräsident Hans-Dieter Klosa äußerte sich hingegen am Wochenende zuversichtlich: "Ich habe keinen Zweifel, dass Berlin seiner Verpflichtung nachkommt." Nach Klosas Angaben regelt ein Abkommen mit Bund und Ländern den Polizeieinsatz während der Expo 2000. Es sei nicht Aufgabe des Personalrats, zu bestimmen, wo Polizei eingesetzt wird und wo nicht. Zur Weltausstellung sollen 1700 Beamte aus anderen Bundesländern ständig Dienst in Hannover tun, bei Bedarf werden weitere 1100 Polizisten angefordert.

Stimmung für die Weltschau will die Expo GmbH mit ihren Sponsoren wie DaimlerChrysler, Bahn, Post, Lufthansa, Siemens, Sparkassen und Volkswagen vom 11. bis zum 15. März auf der Internationalen Tourismusbörse unterm Funkturm machen. 200 Quadratmeter Hallenfläche sind gemietet, insbesondere Reisebüros sollen für die Expo begeistert werden. Anders als bei früheren Weltschauen sei es erstmals möglich, weltweit vorab Karten, Anreise und Übernachtung "ohne Probleme" zu buchen, versprechen die Werber. Da Hotelbetten in der Region Hannover nicht ausreichen, freuen sich Hotels in ganz Norddeutschland und in Berlin: Mit bis zu 600 000 Übernachtungen von Expo-Besuchern rechnet allein die Berlin Tourismus Marketing GmbH.

Vermarktet wird die Expo mit dem Titel "Mensch-Natur-Technik" als Reise in die Zukunft, Mega-Kulturereignis sowie Multimedia- und Wissensschau. "Fünf Monate Ausnahmezustand" sollen das gigantische Fest prägen. Zu den kulturellen Höhepunkten zählt eine 21-stündige Aufführung von Goethes Faust, inszeniert von Peter Stein, oder das einzige Konzert von Herbert Grönemeyer im Jahre 2000. Bis früh morgens können 5000 Leute in der Expo-Disko tanzen. Buchen kann man auch "Expo by night", wobei Besucher das illuminierte Ausstellungsgelände dank einer drei Kilometer langen Seilbahn von oben betrachten können. In den Gondeln werden Champagner und pikante Häppchen serviert. 1,6 Millionen Expo-Tickets seien bereits verkauft, die Karten gingen jedoch zum Großteil an Sponsoren.

Neben dem samt Messehallen 1,7 Millionen Quadratmeter großen Expo-Gelände mit Länder-Pavillons, Gärten, Restaurants und dem größten Holzdach der Welt gehören 800 Projekte außerhalb Hannovers dazu, davon 30 in Berlin. Darunter sind Adlershof: "Die Stadt für Wissenschaft und Wirtschaft", Hellersdorf: "Sanierung von Plattenbauten", das Gesundheitsprojekt "Entwicklung eines vollimplantierten Kunstherzens" in Lichterfelde, sowie in Stralau das "Ökobauprojekt Rummelsburger Bucht".Infos zur Weltausstellung gibt es unter Telefon 02000 oder im Internet: www.expo2000.de

Bernhard Koch

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