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Die Vorstandsvorsitzende der Berliner Verkehrsbetriebe Sigrid Nikutta lud zum Fahrgasttag.

© Gegor Fischer/ dpa

Verkehrsbetriebe in Berlin: Fahrgasttag bei der BVG

BVG-Chefin Sigrid Nikutta stellte sich zum Fahrgasttag den Fragen der Kunden. Es ging um Verspätungen – und Frauen am Steuer.

An einem regnerischen Mittwochabend haben sich Fans und Kritiker der BVG im Betriebshof Lichtenberg versammelt. Draußen stehen Busse in ihren Hallen, drinnen gibt es Kaffee und Apfelschorle. Dazu läuft Ska-Punk. Die meisten Anwesenden sehen allerdings so aus, als wären sie eher Schlagerfans. Von etwa neunzig BVG-Fans und Kritikern im Raum sind mehr als die Hälfte über fünfzig. Und abgesehen von BVG-Chefin Sigrid Nikutta haben sich nur vier Frauen hierher verirrt. Obwohl Frauen zwischen 30 und 45 die am stärksten wachsende Kundengruppe der BVG sind, dominieren hier graue Bärte, Brillen mit Goldrand und Jutetaschen mit Aufdruck der „Railway Gazette“.

„Nach 1945 begannen die BVGler sofort damit, die Stadt wiederaufzubauen.“

Los geht es mit vielen Zahlen. 13 340 Mitarbeiter, 3000 Fahrzeuge, 186 Haltestellen und 978 Millionen Fahrgäste. Noch in diesem Jahr werde die BVG die Milliarde knacken, sagt Nikutta. Vorne links filmt ein älterer Herr in grüner Tweetjacke und mit krausem Bart die Powerpoint-Präsentation mit. So sieht es wohl aus das gelebte #wirliebendich. Dann wird ein Imagefilm über die Geschichte der BVG gezeigt. Zum Kapitel Nachkriegszeit heißt es da: „Nach 1945 begannen die BVGler sofort damit, die Stadt wiederaufzubauen.“ Berlin wie es heute steht, ein Verdienst emsiger Busfahrer. Die gibt es dann auch im nächsten Clip, allerdings mit cooler Sonnenbrille und Hip-Hop-Handschlag.

Fahrermangel, Klimaanlage und Frauen am Steuer

Bevor die Fragenrunde eröffnet wird, sagt Nikutta, wie um das nun Kommende abzufangen: „Die BVG und die Berliner, das kann man mit einer Ehe vergleichen. Da geht es harmonisch zu, aber da fliegen auch schon mal die Fetzen.“ Erste Frage kommt von Wolfgang Rauenpietz aus Hohenschönhausen, der wissen will, wann die „Ausdünnung der M 4 wieder zurückgenommen wird“. Antwort von der BVG-Chefin: nicht in absehbarer Zeit, und „Ausdünnung halte ich für eine übertriebene Beschreibung“. Doch da ist sie schon mitten drin in der Diskussion um das Reizwort „Fahrermangel“. Auch in anderen Wortmeldungen wird der unregelmäßige Busverkehr beklagt. Nikutta: „Wir haben unter wirtschaftlichen Gesichtspunkten knackig geplant.“ Aber zusätzliche Fahrer aus Mainz würden ab sofort in Berlin eingesetzt. Ein anderes Problem, das viele hier beschäftigt, sind Verspätungen. Stichwort Buslinie M 41. Man arbeite gemeinsam mit dem Senat daran, eine ausreichend breite Busspur einzuführen, so Nikutta.

Eine besondere Beobachtung will ein Herr in schwarzem Cardigan gemacht haben. Als Schwerbehinderter sitze er immer rechts vorne beim Fahrer. Die Männer würden auch ganz anständig fahren, nur die Frauen, die seien wirklich ein Problem. „Die Fahrerinnen fahren viel zu mäßig.“ Gelächter und Applaus im Raum. Ein anderer beklagt fehlende Klimaanlagen und hat einen Vorschlag parat. Man hätte doch den neuen „Icke“-Zug mit einer Modulbauweise ausstatten können, bei der im Sommer die Klimaanlage anzuschrauben und im Winter abzunehmen sei. Nikuttas Gegenvorschlag: „Ein intelligenter Einsatz der Fahrtwinde.“ Zehn vor neun, die BVG-Chefin muss weiter. Die Herrenrunde löst sich auf, draußen steht schon der Bus.

Pascale Müller

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