Berlin: Falckensteinstraße
Ende der 90er Jahre wurde von Clubbern und Partymachern spekuliert, wie lange der Bezirk Mitte wohl noch Zentrum des Nachtlebens bleiben könne. Es war abzusehen, dass die unrenovierten Altbauten, die der legalen und der so genannten illegalen Clubkultur schöne Plätze boten, nicht mehr lange von Investoren unentdeckt bleiben würden.
Ende der 90er Jahre wurde von Clubbern und Partymachern spekuliert, wie lange der Bezirk Mitte wohl noch Zentrum des Nachtlebens bleiben könne. Es war abzusehen, dass die unrenovierten Altbauten, die der legalen und der so genannten illegalen Clubkultur schöne Plätze boten, nicht mehr lange von Investoren unentdeckt bleiben würden. Zuerst verschwanden alle Clubs rund um den Hackeschen Markt, nach und nach zogen sich dann fast alle coolen Clubs aus Mitte zurück. Geblieben ist das domestizierte Tacheles und das für das kulturelle Leben gerettete Haus Schwarzenberg.
Der heutige Ausgehbezirk ist Kreuzberg-Friedrichshain. Als neuer Dreh- und Angelpunkt hat sich die Falckensteinstraße herauskristallisiert. Direkt neben dem Watergate wurde am vorletzten Wochenende der neue 103 Club eröffnet. Das 103 zählt seit Ende der 90er neben WMF und Cookies zur Speerspitze der Berlin-Mitte-Clubs. Namensgeber des Clubs war die erste Adresse in der Friedrichstraße 103. Dann zog das 103 in ein altes Hotel und schließlich in die Monbijoustraße, in konkurrierende Nähe zum WMF. Dem 103 wurde damals nachgesagt, dass die Musik nicht im Vordergrund stehen würde, man hier aber die schönsten Clubber der Stadt anträfe. Musik und Sound waren wirklich nie so gut wie im WMF, im visuellen Design aber trumpfte das 103. Die flächendeckenden Diaprojektionen waren immer beeindruckend stylish.
Das neue 103 knüpft an alte Traditionen an: Die Räume sind hell und in kühlen Farben gehalten. An den Wänden finden sich große Dia-Projektionen, Bilder von Rudi Dutschke und Maria Gottes. Im oberen Stockwerk kann man durch Großraumbüro-Glasfenster ein riesiges Wortbild von Visual Artist Eve Hurford, bewundern. Von den ganzen Visuals abgelenkt, kann man sich in den verwinkelten Räumen sehr schnell verlieren. Es gibt hier je nach Abend drei bis vier bespielte Floors und man braucht eine Weile, um sich zurechtzufinden. Eigentlich bietet das 103 unter einem Dach mehrere Clubs: Gefällt die Musik auf dem einem Floor nicht, kann man zum anderen wechseln. Das 103 will so gleichzeitig unterschiedliche Szenen ansprechen.
Direkt neben dem 103 können Sie übrigens sehr nett in die Nacht starten. Die kleine, improvisiert wirkende Bar San Remo, mit der erstmals Prenzlauer-Berg- Style Einzug in Kreuzberg hält, bietet günstige Drinks und manchmal legt auch hier ein DJ auf. Im San Remo kann man sich verabreden und überlegen, ob man ins Watergate oder ins neue 103 geht.
Samstags ab 23 Uhr, Club 103, Falckensteinstr. 47, Kreuzberg.
Christine Lang