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Berlin: Familienbande

Mutter und Tochter überfielen Drogeriemarkt – jetzt wurden sie verurteilt

„Ich war immer für die Kinder da“, schluchzte die Mutter. Die Tochter schüttelte den Kopf: „Ich hatte nie ein sonderlich gutes Verhältnis zu meiner Mutter.“ Die 36-jährige Elke R. schluchzte heftig. „Ich habe es nur für meine Tochter getan.“ Die 18-jährige Romina aber reagiert nicht. Die Gräben zwischen Mutter und Tochter sind tief. Doch am Donnerstag saßen sie als Komplizinnen vor Gericht. Mit schwarzen Nylonstrümpfen maskiert und einem Schreckschussrevolver bewaffnet überfielen sie einen „Schlecker“-Drogeriemarkt. Die Beute: 100 Euro für die Tochter, 50 Euro für die Mutter.

Als die Tochter am 19. Oktober vergangenen Jahres in die Weddinger Wohnung ihrer Eltern kam, sprach man wieder einmal über finanzielle Probleme. Romina, die mit 16 Jahren selbst Mutter geworden war, drückten Schulden. „Im Scherz haben wir über einen Überfall geredet“, sagte sie. Ihr Stiefvater, ein arbeitsloser Dachdecker, habe seine Silvester-Pistole hervorgeholt. Mutter und Tochter verließen dann die Wohnung. Aus dem Scherz sei plötzlich Ernst geworden.

„Meine Tochter hatte Schulden, konnte für ihr Kind keine Windeln und keine Babynahrung kaufen“, jammerte Elke R. gestern und rieb sich die verheulten Augen. Sie hätten auf dem Spaziergang überlegt, wen sie anrufen und anpumpen könnten. Es sei ihnen niemand eingefallen. „Meine Tochter hatte die Waffe in der Tasche“, behauptete die Mutter nun und stellte Romina als treibenden Keil dar. Die Tochter schüttelte wieder den Kopf.

Am Tag der Tat betraten die Räuberinnen das Geschäft sehr ruhig. Die Ältere hielt die Waffe in der Hand, die Jüngere ging schnurstracks zur Kasse. „Schublade auf“, forderte sie. Die 26-jährige Kassiererin, damals im sechsten Monat schwanger, folgte ohne Widerstand. Die Täterinnen kamen ihr gefühllos vor. „Da war kein Zittern“, sagte die Zeugin.

Elke R. und Romina waren bis dahin keine Kriminellen. Sie suchten Erklärungen. Elke R. sagte, sie sei von ihrem Mann misshandelt worden. Romina sprach von ihrer Kindheit, die geprägt war vom Alkoholkonsum der Eltern. Eine Mitarbeiterin der Jugendgerichtshilfe sagte, Romina kümmere sich gut um ihre Kind, sei auf einem guten Weg. Die Richter gaben der Tochter eine Chance. Wegen schweren Raubes wurde Romina zu zwei Jahren Jugendstrafe auf Bewährung sowie zu 60 Stunden Freizeitarbeit verurteilt, ihre Mutter zu dreieinhalb Jahren Gefängnis.

Kerstin Gehrke

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