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Nach mehreren Farbattacken auf Filialen der Kaffeekette LAP Coffee sind Mitarbeitende mit der Reinigung beschäftigt.

© Lionel Kreglinger

Update

Farbanschlag auf preiswerte Cafés : Mehrere LAP-Coffee-Filialen in Berlin beschmiert – Polizei ermittelt

Die Kaffee-Kette LAP Coffee steht wegen Kampfpreisen und Wegwerfbechern schon länger in der Kritik. Nun gab es Farbattacken auf die Berliner Filialen. Das Unternehmen setzt auf Dialog.

Stand:

In Berlin sind in der Nacht zum Freitag die Filialen der Kaffee-Kette LAP Coffee offenbar Ziel einer koordinierten Farbattacke geworden. Laut einem Bericht der „B.Z.“ beschmierten Unbekannte die Schaufenster und Fassaden aller Berliner Geschäfte in mehreren Stadtteilen, darunter Prenzlauer Berg, Mitte, Kreuzberg, Schöneberg sowie an der Kantstraße, mit roter Farbe.

Die Berliner Polizei bestätigte auf Anfrage, dass es Farbattacken auf mehrere Filialen gegeben hat. „An insgesamt vier Filialen wurden rote Beschmierungen und zum Teil auch ausgelegte Flugblätter festgestellt“, teilte ein Sprecher der Polizei dem Tagesspiegel am Samstagvormittag mit. In der Nacht von Donnerstag auf Freitag entdeckten Einsatzkräfte gegen 2.25 Uhr eine beschmierte Filiale an der Raumerstraße in Prenzlauer Berg.

Mit Kaffee und Trendgetränken zu günstigen Preisen macht die Berliner Gastro-Kette LAP Coffee etablierten Cafés Konkurrenz.

© LAP Coffee

Dann wurden zwei weitere betroffene Filialen an der Schönhauser Allee sowie eine an der Rosenthaler Straße entdeckt. „Wir ermitteln in allen Zusammenhängen wegen des Verdachts der Sachbeschädigung mit politischem Hintergrund“, sagte der Sprecher. Dass weitere Filialen beschmiert worden waren, konnte die Polizei zunächst nicht bestätigen.

Ein Foto eines Tagesspiegel-Reporters zeigt, dass auch ein Lap Coffee an der Krossener Straße in Friedrichshain beschmiert worden ist. Mitarbeitende waren am Samstagvormittag mit der Reinigung beschäftigt.

Hinter dem Konzept von LAP – die Buchstaben stehen für „Life Among People“ – steht der Berliner Unternehmer Ralph Hage. 2023 hat er gemeinsam mit Tonalli Arreola Chavez die Café-Kette gegründet. Das Unternehmen wächst schnell: Laut ihrer Webseite gibt es in Berlin bisher 16 Standorte, bundesweit sollen es rund 20 sein, darunter auch Filialen in Hamburg. Das Erfolgsrezept: Die Filialen sind klein, Sitzplätze gibt es nur wenige. Das Unternehmen setzt auf schnelle Bestellungen per App ebenso wie auf platz- und zeitsparende Vollautomaten statt aufwendiger Siebträgermaschinen.

Unbekannte mobilisieren seit einiger Zeit mit einer Plakatkampagne und in Sozialen Medien gegen das Unternehmen. Ihr Vorwurf: Mit vergleichsweise niedrigen Preisen – etwa 1,50 Euro für Espresso und 2,50 Euro für Cappuccino – setze LAP Coffee traditionelle Cafés unter Druck und verdränge diese langfristig aus den Kiezen. Ob die Farbattacken in Zusammenhang mit der Kampagne stehen, ist unklar.

Geschäftsführer Hage bestätigte die Farbanschläge am Freitagabend auf der Plattform Linked-In. „Einige LAP-Coffee-Filialen wurden in der vergangenen Nacht beschmiert“, schrieb er auf Englisch. „Das Team und ich waren ab 5 Uhr morgens auf den Beinen und haben aufgeräumt. Sogar Nachbarn und Kunden haben mitgeholfen. In kürzester Zeit ging der Betrieb wieder normal weiter! Das war’s.“

Was so einfach klingt, hatte das Team Zeit und Mühe gekostet. Doch das Personal nahm es offenbar mit Humor. Auf Instagram dokumentierten die Mitarbeitenden unter der Frage „Wie mache ich ein Schaufenster in weniger als fünf Minuten sauber?“ die Reinigungsarbeiten mit Fotos und Videoschnipseln.

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An sie adressierte Hage mit Blick auf die Farbangriffe aufmunternde Worte: „Es lag nicht an euch, an eurer tollen Arbeit (...) Diese Leute projizieren ihre eigenen Probleme, die sie mit der modernen Welt haben, auf LAP und nutzen unsere Filialen als Ventil, weil diese beliebt sind und ihnen dadurch Aufmerksamkeit verschaffen. Sie sind selbsternannte Robin Hoods, die für jemanden kämpfen, der sie nie darum gebeten hat.“

Der „B.Z.“ sagte Hage, man werde zunächst auf Austausch setzen: „Dialog hat Vorrang.“ Man habe Hinweise auf mögliche Beteiligte, auch „aus der Kaffeeszene“, und wolle diese zu Gesprächen einladen. Sollten weitere Angriffe folgen oder Gespräche scheitern, behalte sich das Unternehmen aber vor, die Polizei einzuschalten.


Redaktioneller Hinweis: In einer früheren Version dieses Textes hieß es, hinter den Farbattacken stecke eine anonyme Gruppe, die seit einiger Zeit mit einer Plakatkampagne gegen das Unternehmen mobilisiert. Tatsächlich ist unklar, ob ein Zusammenhang besteht. Wir haben die Passage angepasst und bitten um Entschuldigung.

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