zum Hauptinhalt
Umweltsenatorin Bettina Jarasch montiert das erste Schild im neuen Landschaftsschutzgebiet.

© Stefan Jacobs / Stefan Jacobs/Tagesspiegel

Fast 900 Hektar im Berliner Südosten: Wald in Treptow-Köpenick wird Schutzgebiet

Der Grünauer Forst steht jetzt formal unter Landschaftsschutz. Das soll ihn erhalten, aber kann auch Einschränkungen für Veranstaltungen bedeuten.

Stand:

Das Schild mit der Eule möchte Bettina Jarasch unbedingt selbst an den vorbereiteten Holzpfahl schrauben - wenn sie schon mal hergekommen ist an diesem eisigen Morgen, mit der S-Bahn ganz in den Südosten der Stadt. Die Eule signalisiert, dass der Grünauer Forst jetzt Landschaftsschutzgebiet ist: 874 Hektar südwestlich der Dahme, vom Teltowkanal in Altglienicke bis nach Bohnsdorf und Schmöckwitz zur Landesgrenze nach Eichwalde. Als Punktsieg für Natur und Lebensqualität „im Kampf um die knappen Flächen“ beschreibt die Grüne den über Monate vorbereiteten Verwaltungsakt.

Der unmittelbare Effekt für die Allgemeinheit beschränkt sich auf die Schilder: Landschaftsschutzgebiete (LSG) seien nicht zu verwechseln mit Naturschutzgebieten (NSG), „wo sich die Menschen sehr viel zurückhaltender bewegen müssen“, damit bedrohte Tier- und Pflanzenarten bestmöglich geschont werden. Hier aber gehe es darum, den bei Einheimischen wie Ausflüglern beliebten Wald langfristig als Erholungsraum zu sichern, also Zersiedelung und Bebauung zu minimieren sowie Sportveranstaltungen zu reglementieren, falls nötig. In Grünau könnte das den traditionellen Uferbahnlauf betreffen, für den nach Einschätzung der Beteiligten Auflagen denkbar sind.

„Ein Landschaftsschutzgebiet schützt nicht einzelne Arten, sondern den Charakter der Landschaft“, erklärt Gunnar Heyne, Leiter der Berliner Forsten. Die Landschaft des Gebietes ist vom Urstromtal geprägt, das die Eiszeit hinterlassen hat. Die dekorative Endmoräne der Müggelberge befindet sich auf der anderen Seite der Dahme, hier ist es flach.

Aber der Wald ist abwechslungsreich; unter der Mehrheit der alten Kiefern wachsen immer mehr Eichen hoch und stehen alte Birken und Buchen, die der Artenvielfalt guttun. Und mitten durch das neue LSG zieht sich das NSG der „Krummen Lake“ mit seinen Wiesen und dem Bruchwald, der wie ganz Berlin unter dem jahrelangen Regenmangel leidet.

Das Naturschutzgebiet "Krumme Lake" im Grünauer Forst

© Stefan Jacobs / Stefan Jacobs/Tagesspiegel

Mit dem neuen Status bekommt der Grünauer Forst, was die meisten Berliner Wälder - vom Tegeler und Spandauer Forst über den Grunewald bis hin zur Jungfernheide - längst haben. Insgesamt 17 Prozent der Stadtfläche sind nach Auskunft von Jarasch LSG, drei Prozent NSG. Die von Wassersportvereinen dominierte Bebauung am Ufer der Dahme ist vom neuen Schutzgebiet ebenso ausgenommen wie das mittendurch führende Adlergestell.

Während solche vorhandene Infrastruktur vom Schutzstatus nicht tangiert ist, würden Neubauten kaum genehmigt - ob Wohnhäuser, Ausflugslokale oder Straßen. Letzteres könnte indirekt wichtig werden, falls eines Tages ernsthaft wieder über Windräder in Berliner Wäldern diskutiert würde. Denn auch die brauchen Erschließungsschneisen und Umspannwerke.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
console.debug({ userId: "", verifiedBot: "false", botCategory: "" })