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Gefährliche Kreuzungen: Fast jeden Tag ein Unfall

Der Senat legt eine Liste der gefährlichsten Berliner Kreuzungen vor – auf allen soll weiter Tempo 50 gelten. Fahren bei Rot und Fehler beim Abbiegen sind die häufigsten Ursachen für Unfälle mit Verletzten.

Die zehn schlimmsten Berliner Unfallschwerpunkte haben eines gemeinsam: An ihnen gilt Tempo 50. Aus der Antwort der Innenverwaltung auf eine Anfrage der Grünen-Verkehrsexpertin Claudia Hämmerling ergibt sich auch, dass zwar an vielen Stellen Abhilfe in Arbeit ist, aber mehr Sicherheit durch Tempo 30 ist in keinem Fall vorgesehen.

Angeführt wird die Liste der Brennpunkte von der Kreuzung der Schönhauser Allee mit der Bornholmer und Wisbyer Straße: 42 Menschen wurden dort im vergangenen Jahr verletzt, zumeist wegen Fehlern beim Abbiegen. Sobald die BVG die U-Bahnbrücke saniert hat, soll die Kreuzung umgebaut werden.

Auf dem zweiten und dritten Platz der Negativliste liegen die Kreuzungen Bundesallee/Hohenzollerndamm/Nachodstraße (33 Verletzte) und Osloer Straße/Prinzenallee (31 Verletzte). An beiden gilt das Fahren bei Rot als häufigste Unfallursache. An der Prinzenallee wurden bereits die Fußgänger- und Fahrradquerungen verändert, an der Bundesallee sollen die Linksabbieger eine eigene Ampelphase bekommen. Rotlichtblitzer, wie sie bereits an der Ecke Urania/Kurfürstenstraße/Schillstraße (29 Verletzte) installiert wurden, sind nicht vorgesehen.

Dass an allen Problemkreuzungen Tempo 50 gilt, hält Hämmerling für problematisch: „Alle Experten wissen, dass man bei Tempo 30 viel größere Chancen hat, glimpflich davonzukommen.“ Der Bremsweg aus Tempo 50 ist fast dreimal so lang. Inklusive Schrecksekunde ergibt sich sogar, dass ein Auto bei Tempo 30 an der Stelle schon steht, an der ein Fahrer bei Tempo 50 erst anfängt zu bremsen. Bei der Verkehrsverwaltung hieß es allerdings, dass Tempo 30 keine Lösung sei, weil besonders viele Unfälle mit Verletzten beim Rechtsabbiegen über den Radweg passierten. „Deshalb wollen wir dort vor allem die Sichtverhältnisse verbessern und vorgezogene Grünphasen für Radfahrer schalten“, sagt Petra Rohland, Sprecherin von Stadtentwicklungssenatorin Ingeborg Junge-Reyer (SPD).

Tatsächlich wurden an sieben von zehn Schwerpunkten jeweils Abbiegefehler als häufigste Ursache ausgemacht. Bei den leichteren Crashs ohne Verletzte kommen in vielen Fällen zu geringer Abstand und Fehler beim Spurwechsel hinzu – beispielsweise am Jakob-Kaiser- Platz. Der hält mit 281 Unfällen den stadtweiten Rekord, ist aber mit 15 Verletzten weniger dramatisch. Ähnlich sieht es am Großen Stern aus, auf dem zwar schon vor Jahren die Fahrbahnmarkierungen verändert wurden, der aber mit 244 Unfällen (und 27 Verletzten) auch 2009 noch weit vorn lag. Fast ebenso oft krachte es am Ernst-Reuter-Platz.

An der Ecke Karl-Liebknecht-Straße/Spandauer Straße (27 Verletzte) sollen die Spuren verändert und Fahrradstreifen markiert werden. Der Kotti (18 Verletzte) wird demnächst komplett umgestaltet. Am Knoten von Warschauer Straße und Oberbaumbrücke (19 Verletzte) mit der Mühlen-/Stralauer Straße sollen eine veränderte Ampelschaltung und rot markierte Radstreifen helfen. Um diese Kreuzung macht sich Hämmerling auch Sorgen: „Falls die A 100 verlängert werden sollte, wird hier vor allem der Lkw-Verkehr weiter zunehmen.“

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