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Newcomer Ahmad Al-Dali.

© Photo: Georg Moritz

Meine Woche (132): Fasten

Der Syrer Ahmad Al-Dali, 26,ist seit Mai 2015 in Berlin. Hier erzählt er, wie ihm die Stadt begegnet.

Ahmad, gerade hat der Ramadan begonnen, der heilige Fastenmonat des Islam. Fasten Sie?

Nicht mehr, vor zwei Jahren habe ich aufgehört. Das letzte Mal habe ich gefastet, als ich in Deutschland angekommen war und noch im Camp lebte. Das war richtig schön. Alle haben zusammen gefastet, zusammen gekocht. Das Fasten ist bei uns eine Gemeinschaftserfahrung, bei der keiner isst und doch alle ständig über Essen reden.

Warum haben Sie aufgehört?

Hm. Ich weiß nicht. Vielleicht, weil es viel schwieriger ist, wenn keiner um dich herum fastet. Gerade am Anfang des Monats ist es hart, man muss Geduld haben, nicht aufgeben. Wenn man es schafft, fühlt man sich wahnsinnig gut, in sich bestärkt. Und wenn Ramadan vorbei ist, fühlt es sich fast komisch an, wieder zu essen.

Das klingt so, als würden Sie es vermissen.

Das tue ich auch. Für mich war das Fasten oft etwas, wobei ich mehr zu mir selbst gefunden habe. Und ich vermisse das Essen. Zu Ramadan gibt es in Syrien und arabischen Ländern spezielle Gerichte, die Familien treffen sich. Das ist ein bisschen mit der Weihnachtszeit in Deutschland zu vergleichen.

In Deutschland zeigen sich oft Lehrer besorgt, das Fasten könnte die Leistungsfähigkeit der Schüler beeinträchtigen.

Das glaube ich nicht. Als ich in der Türkei gelebt habe, habe ich gefastet und den ganze Tag harte körperliche Arbeit verrichtet. Angefangen habe ich in Syrien mit sieben Jahren. So jung verzichtet man oft aber nicht die ganze Zeit auf Essen und Trinken.

Schließen Sie sich in diesen Tagen den Feierlichkeiten in einigen Gemeinden an?

Das bezweifle ich. Leider ist es so, dass ich in diesen Kreisen dann ein Außenseiter bin, weil ich die Traditionen nicht lebe. Auf Arabisch heißt Fasten übrigens Seyam.

Die Fragen stellte Helena Wittlich.

Ahmad Al-Dali

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