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Ferienzeit ist Einbruchszeit.

© Thilo Rückeis

Kriminalität: Ferien sind Hochsaison für Einbrecher

Die Zahl der Einbrüche in Berlin stieg im Vorjahr auf 9000. Die Aufklärungsquote ist sehr gering, entsprechend schwierig ist es, sein Eigentum wieder zu bekommen – die Polizei verteilt Info-Material.

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Ferienzeit ist Einbruchszeit – die uralte Polizistenweisheit geht in dieser Woche in eine neue Saison. Denn Wohnungen, deren Bewohner im Urlaub weilen, erleichtern Kriminellen die Arbeit. Die Polizei hat jetzt begonnen, zur Warnung Flugblätter mit Sicherheitshinweisen in Häusern zu verteilen: „In letzter Zeit werden immer häufiger Doppelflügeltüren von Einbrechern überwunden“, heißt es dort. Verteilt werden die Flugblätter vor allem in Innenstadtquartieren wie Moabit.

2009 war die Zahl der Einbrüche im vierten Jahr in Folge gestiegen, Berlinweit wurden 9000 Fälle erfasst, 2005 waren es 6000. Aufgeklärt wurden nur elf Prozent der Taten, dies ist die niedrigste Quote der vergangenen zehn Jahre – die Chance, Hab und Gut nach einem Einbruch wiederzubekommen, ist also verschwindend gering. Aktuelle Zahlen der letzten Monate konnte das Präsidium nicht nennen.

Ein weiterer Anstieg sei wahrscheinlich, prognostizieren Experten. Wie ein leitender Kriminalbeamter sagte, sei derzeit unter den Intensivtätern ein Trend weg vom Raub, hin zum Einbruch zu beobachten. Hintergrund seien die hohen Strafen, die zuletzt von Richtern nach Raubüberfällen verhängt wurden. Zudem besteht die Beute bei Raubüberfällen auf der Straße häufig nur aus einem Mobiltelefon und etwas Bargeld – da ist in vielen Wohnungen mehr zu holen, und das Strafmaß für Einbruch ist deutlich geringer.

Wohnungen in der Innenstadt sind für Täter aus zwei Gründen attraktiver: Zum einen muss man nicht so weit fahren, zum anderen ist ein Einbruch in ein Einfamilienhaus am Stadtrand riskanter, da Nachbarn besser aufpassen und Villen zunehmend besser technisch gesichert sind. Der Anteil der Villenaufbrüche unter den Wohnungseinbruchstaten ist im vergangenen Jahr von 18 auf 14 Prozent gesunken.

Die Polizei rät deshalb vor allem Mietern in Altbauwohnungen, die Doppelflügeltüren besser zu sichern. Aktuell sei zu beobachten, dass die Täter bevorzugt die Riegel „ziehen“ und dann die beiden Flügel einfach aufdrücken. Diese – seit Jahrzehnten bekannte – Methode funktioniert auch bei hochwertigen Türschlössern. Geraten wird, am kleineren Flügel zusätzliche Riegel anzubringen und diese oben und unten fest zu verschrauben. Denn der zweite Türflügel wird in aller Regel nur beim Umzug geöffnet, wenn überhaupt.

Wie es in der jüngsten Kriminalstatistik heißt, gehen Täter meist nur „mit bloßer körperlicher Gewalt oder mit einfachen Werkzeugen“ vor. Wer beim Einbruch auf Widerstand stößt, bricht den Versuch in aller Regel ab, um keinen unnötigen Lärm zu machen. Denn die Mehrheit der Täter seien keine Profis, die auch gut gesicherte Wohnungen oder Häuser öffnen können. Bei etwa jeder dritten Tat bleibt es beim Versuch.

Da viele Türen nahezu ungesichert seien, sei das Delikt jedoch auch für Gelegenheitstäter „attraktiv“, heißt es in der Kriminalstatistik weiter. Zudem seien viele Mieter schludrig und verzichten bei kurzer Abwesenheit auf das Abschließen. Eine nur ins Schloss gezogene Tür sei jedoch in Sekundenschnelle zu öffnen.

Auch bundesweit ist die Zahl der Einbrüche von 2008 auf 2009 gestiegen, von 108 000 auf 114 000. Weitaus deutlicher stieg der dabei angerichtete Schaden, und zwar von 273 Millionen auf 318 Millionen Euro. Gestohlen wird, was leicht und unauffällig mitzunehmen ist – und sich schnell in Bargeld umsetzen lässt.

Hinweise der Polizei unter Telefon 4664 979 999 oder im Internet unter www.polizei-beratung.de

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