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Eine Architektin bespricht sich mit einem Arbeiter auf einer Baustelle.

© imago/MITO

„Baustelle Gleichstellung“: Festival in Berlin lenkt Blick auf Werke von Architektinnen

Bauten von Frauen finden oft wenig Beachtung in der Öffentlichkeit. Das Festival „Women in Architecture“ will das ändern – und Architektinnen ermutigen.

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Ausstellungen, Audiowalks, Diskussionen – mit zahlreichen Beiträgen wollen Berliner Architektinnen den Bauwerken von Frauen zu mehr Prominenz verhelfen. Unter dem Leitspruch „Baustelle Gleichstellung“ sollen bis zum 1. Juli in ganz Berlin Ausstellungen, Filmreihen, Führungen, Symposien, Vorträge und Workshops laufen. Das Netzwerk N-ails und die Berliner Architektenkammer haben das Festival „Women in Architecture“ (WIA) initiiert.

„Seit über 50 Jahren studieren genauso viele Frauen wie Männer Architektur – im Beruf landen später jedoch nur 30 Prozent“, sagt Isabel Thelen, Architektin und Mitorganisatorin. Diese 30 Prozent seien außerdem seltener in Führungspositionen und gingen auch seltener als Männer in die Selbstständigkeit.

Wie in vielen anderen Berufsfeldern ist die Gleichstellung von Frauen und Männern auch hier noch nicht erreicht. „Das ist nach wie vor ein Problem – es ist höchste Zeit, sich diesem Thema zu widmen“, sagt Elke Duda, ebenfalls Architektin und Initiatorin des Festivals.

WIA Berlin ist nun das erste Festival in der Hauptstadt, das sich damit beschäftigt. „Die über 60 Veranstaltungen sollen sichtbar machen, was Frauen alles in der Baukultur leisten“, erklärt Thelen. Denn in der Regel finden die Werke von Frauen in der Baukultur nur wenig Aufmerksamkeit in der Öffentlichkeit.

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Die Präsidentin der Architektenkammer Berlin, Christine Edmaier, will das ändern: „Es gilt, die Sichtbarkeit der vielen aktiven Frauen in Architektur und Stadtplanung zu verbessern.“ Thelen glaubt, der Grund für die geringere Aufmerksamkeit liege auch in der Sozialisierung von Frauen: „Als Architektin braucht es Durchsetzungsvermögen und eine gewisse Bühnenfreude. Man muss sich und seine Werke, sein eigenes Können präsentieren.“

„Gleichberechtigung fängt in den Köpfen an“

Die Architektin meint, dieses nötige Selbstbewusstsein würden Männer viel früher erlernen. Wichtig sei es jedoch, zu erkennen, dass es nicht am Können der Frauen liege. „In den Ausstellungen wird jeder sehen können, was Frauen in der Baukultur leisten“, sagt sie.

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Das WIA-Festival Berlin versteht sich deshalb auch als eine „Plattform zur beruflichen Vernetzung“. Frauen, die in männerdominierten Berufen arbeiten, sollten sich darauf zusammentun, miteinander austauschen und gegenseitig unterstützen. Die Vorträge und Diskussionen sollten sie zudem motivieren, den Schritt in die Selbstständigkeit zu wagen oder Führungspositionen zu übernehmen.

Das von der britisch-irakischen Architektin Zaha Hadid entworfene Heydar Aliyev Center in Baku (Aserbaidschan).

© Robert Ghement/dpa

Generell sollten junge Architektinnen und Studentinnen ermutigt werden, sich mehr zu trauen. „Gleichberechtigung fängt in den Köpfen an“, sagt Duda. „Bei den Frauen, die sich nicht trauen und den Männer, die den Frauen nichts zutrauen.“ Es sei deshalb wichtig, dass auch Architekturbüros verstärkt auf die Förderung von Frauen achteten.

Trotzdem sei das Festival aber nicht nur für angehende Architektinnen und Planerinnen. „Jeder wohnt in einem Haus, jeder geht tagtäglich auf dem Weg zur Arbeit an den verschiedensten Gebäuden vorbei”, sagt Thelen. Von Audiowalks über Orte, aus feministischem Blickwinkel betrachtet, bis zu Ausstellungen – die Events dürften jede:n interessieren, die oder der sich im Stadtraum bewegt.

Pia Tietjen

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