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Olympiastadion
© ddp

Olympiastadion: Feuchtgebiet Fanblock

Ins Olympiastadion regnet es hinein, weil Krähen die Dachfugen zerhacken. Jetzt muss saniert werden.

Die Fans von Hertha BSC hätten gern ein wenig länger gefeiert, am späten Freitagabend nach dem 2:0 gegen Duisburg. Doch hunderte Zuschauer wollten lieber schnell in die warme Wohnung – die Klamotten waren nämlich nach dem Abpfiff „patschnass“, wie mehrere Fans des Klubs berichteten. Seit Wochen regnet es im Olympiastadion durch das 26 Millionen Euro teure Dach.

„Die Krähen sind schuld“, sagt Stadionchef Peter von Löbbecke. Die Vögel würden auf das Dach fliegen und dort in den Fugen zwischen den Glassegmenten herumpicken, bis diese nicht mehr dicht seien und die Fans nass werden. „Käfer finden die Krähen dort nicht, ihnen scheint das Fugenmaterial selbst zu schmecken.“ Das Dach muss jetzt – knapp vier Jahre nach der Eröffnungsfeier – repariert werden. Nach Aussage der Bauverwaltung sollen die Arbeiten im Sommer beginnen. Über die Höhe der Kosten gibt es noch keine Angaben.

Fans wie Jan Römmler, 35, aus Tempelhof hatten sich schon beim ersten Rückrundenspiel von Hertha BSC vor vier Wochen über die Pfützen im Oberring gewundert. „An einigen Stellen kam es wie in Sturzbächen runter“, sagte er. Mit seinen Freunden habe er sich einen anderen Platz im Oberring gesucht. „Aber auch da waren wir permanent Nieselschauern ausgesetzt“, berichtet Hertha-Fan Römmler. „Die Klamotten sind klamm. Es wird immer schlimmer.“

Das Dach gehört zu den spektakulärsten Konstruktionen der Stadionarchitektur: Ein Stahlskelett, überzogen mit dünnen, hellen Stoffbahnen, vor diesen ein Ring aus Glassegmenten. Es ist 68 Meter lang und bis zu 40 Meter hoch. Doch das Dach, das 2004 mit den „Preis des Deutschen Stahlbaus“ ausgezeichnet wurde, bringt wenig, wenn Zuschauer darunter Regenjacken anziehen müssen. Zwar konnten sich die Fans in den Blöcken zuletzt einen anderen Sitzplatz suchen, weil das Stadion nicht ausverkauft war. In drei Wochen aber kommt Schalke 04 – da werden 50 000 Fans erwartet. Es wird eng und für die Zuschauer mit etwas Pech: feucht. „Wir kennen das Problem seit Herbst“, sagt von Löbbecke.

In Hannover kennen sie die Sorgen viel länger. In der AWD-Arena zerhacken Krähen seit Jahren das Dach, wodurch „jährlich bis zu 10 000 Euro Schäden entstehen“, wie der dortige Stadionchef Ralf Schnitzmeier berichtet. Hier sei das Problem Folgendes: Unter dem Dach sitzen Insekten. Mit ihren Schnäbeln schnappen Vögel nach ihnen – und durchstoßen jedes Mal problemlos das helle dünne Dach. Es passiere auch, dass die Vögel ihr Spiegelbild sehen und es attackieren wollen. Als „200 Löcher in sechs Monaten“ hineingepickt waren, habe man „das Dach wie einen Fahrradschlauch flicken müssen“ und versucht, die Krähen zu vertreiben, sagt Schnitzmeier. Dazu haben sie über die Stadionlautsprecher die Laute von Raubvögeln abspielen lassen und einmal sogar echte Falken in den Himmel geschickt. Weil aber kein permanenter Feind auftauchte, haben sich die Krähen daran gewöhnt. Das effektivste Mittel waren vier mumifizierte Vögel, die man unter das Dach hängte, sowie acht Attrappen von Raben. Mit diesem Anblick verbinden die Krähen Gefahr.

Tote Raben sollen in Berlin aber nicht unter dem Dach hängen. Die Krähen im Olympiastadion zerhacken bisher nur die Fugen, nicht aber die weißen Stoffbahnen. „Wir versuchen es mit einem neuen Material in den Fugen, das den Krähen nicht schmeckt“, sagte von Löbbecke.

André Görke

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