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Absprung. Im vergangenen Jahr fand der "Berliner Flussbad Pokal" zum ersten mal statt am Bode-Museum.

© dpa

Flussbad in Berlin: 230 Schwimmer wollen die Spree erobern

Mit Hautrötungen ist nicht zu rechnen: Am 3. Juli wird der "Berliner Flussbad Pokal" vergeben. Ziel der Aktivisten: Der Kanal zwischen Spree-Insel und Bode-Museum soll zur Badestelle werden.

Sonne, Wärme, Strand – und zwischen zwei Terminen in Mitte mal schnell ein Köpper in die Spree, traumhaft! – nur leider verboten. Aber das soll sich ändern und die Allianz der Träumer, die den Schifffahrtskanal zwischen Spree-Insel und Bode-Museum zu Berlins mittigster Badestelle umwandeln wollen, wächst. Am Donnerstag gesellten sich zu den Aktivisten um „Flussbad“-Visionären Tim Edler eine Managerin der Wasserbetriebe und Triathlon-Lobbyist Sven Alex.

Zwar spukt die Vision des Flussbades bereits seit 1998 in den Köpfen, zum Arzt muss deshalb aber niemand, denn sie nähert sich in kleinen Schritten dem Realitätscheck. Tatsache ist, dass bereits an diesem Donnerstag das Spreewasser „beste Badegewässerqualität“ hat und dass dieser Zustand eher die Regel als die Ausnahme ist.

Auch am 3. Juli, wenn die 230 gemeldeten Sportler zum „Berliner Flussbad Pokal“ in die Spree eintauchen, ist nicht mit Hautrötungen oder Durchfall wegen aggressiver Keime zu rechnen – jedenfalls nicht, wenn kurz zuvor kein Starkregen fällt und den Dreck der Stadt in den Flusslauf spült.

Wasserbetriebe wollen Überläufe stoppen

Und genau an der Stelle kommen die Wasserbetriebe ins Spiel. Deren Kanäle sollten eigentlich die Niederschläge aufnehmen, scheitern aber oft genug daran – und werden das auch künftig immer öfter tun, falls die Klimaprognosen eintreten. Ein halbes Dutzend „Überläufe“ gibt es im Bereich des designierten Flussbades, die Regen in die Spree leiten, wenn die Kanäle überlaufen. Damit dies nicht mehr geschieht, soll ein bestehender Kanal saniert und umgebaut werden, damit er überschüssigen Regen speichern kann und das Dreckwasser nicht mehr in Mittes künftige Zentralbadewanne fließt.

Gefräßige Muscheln im Filterbecken

Jedenfalls die meiste Zeit des Jahres, so Carin Sieker von den Wasserbetrieben, und verspricht die Arbeiten bis zum Jahr 2020 bewältigen zu wollen. So lange wird es eh noch dauern, bis der gewaltige Naturfilter im oberen Abschnitt des Flussbades eingerichtet ist. Ob „gefräßige Muscheln“ und welcher Sand- und Gräsermix die bestmögliche Filterwirkung erzielt, testen die Aktivisten in Kürze in einem historischen Kahn, der am Staatsratsgebäude vor Anker geht und die Filterwirkung im Maßstab 1 zu 17 simuliert. Weil das Vorhaben fasziniert und Anerkennung durch Wettbewerbe bekam, erklärte der Bund es zum „nationalen Projekt des Städtebaus“ und finanziert es mit vier Millionen Euro.

Bis 1925 sprangen Berliner in die Spree

Utopisch ist das ganze nicht, bis 1925 badeten die Berliner schon mal in dem Spreekanal. Als wichtigste Verkehrsader, die Stadt wurde über Jahrhunderte auf dem Wasserwege mit Waren und Baustoffen versorgt, diente der Kanal davor. Richtungsweisend ist die geplante Filteranlage für das durchfließende Wasser ohnehin, sowas gibt es bisher noch nirgendwo sonst. Und wer Nachbarn mit einem Pool hat, der weiß, wie aufreibend der Kampf gegen Dreck und Algen sein kann – erst recht, wenn man keine Tonnen von Chlor reinkippen will.

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