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Hier haben Tagesspiegel-Leser mit ihren Spenden geholfen: Familien-Aktiv-Zentrum von „Frecher Spatz e.V.“ in Moabit.

© Tagesspiegel/Frank Bachner

„Frecher Spatz“ in Berlin-Moabit: Wie Leser-Spenden bei dem Sozialprojekt ankommen

12.000 Euro erhielt das Familien-Aktiv-Zentrum 2024/2025 durch die Tagesspiegel-Spendenaktion „Menschen helfen!“ Die Einrichtung unterstützt Eltern bei der Erziehung ihrer Kinder.

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Das größte Problem war gar nicht, dass die Eltern ihrem Kind ein Handy in die Hand gedrückt haben. Das größte Problem war, dass es im Kinderwagen lag – ein fünf Jahre alter Junge.

Schwer zu glauben, aber wahr. Die Mutter schob ihren fünfjährigen Sohn im Kinderwagen ins Familien-Aktiv-Zentrum (FaZ) in Moabit, südlich der Turmstraße. Der Sozialträger „Frecher Spatz e.V.“ betreibt die Einrichtung, und Michael Wiesemann-Wagenhuber seufzte nur, als er vor kurzem diese Szene sah. Wieder mal eine Mutter, die sich von ihrem Kind die Grenzen aufdrücken ließ. Wenn ein Fünfjähriger zu faul ist zum Laufen ist, tja, dann wird er halt geschoben.

Für den Vereinsvorsitzenden Wiesemann-Wagenhuber sind überforderte Eltern, die sich von ihrem Kind gängeln lassen, ein normaler Anblick im FaZ.

Eltern sollen bei der Erziehung unterstützt werden

Genau deshalb ist die Arbeit von Wiesemann-Wagenhuber und seinem Team aus Sozialpädagogen und Erziehern so wichtig. Das FaZ will die Erziehungskompetenzen aller, auch angehender, Eltern, stärken. Diese werden dabei so früh wie möglich unterstützt, um ihren Kindern eine gesunde Entwicklung zu ermöglichen.

Und die Tagesspiegel-Leser haben mit ihren Spenden geholfen, dass das FaZ weiterhin seine wichtige Arbeit erledigen kann. 12.000 Euro von der Spendenaktion flossen in die Kasse des „Frechen Spatz“, damit war ein Großteil der Miete finanziert, der Rest kam aus anderen Quellen, darunter weitere Spenden. „Wir sind so dankbar“, sagt Wiesemann-Wagenhuber. „Die Tagesspiegel-Spenden haben uns sehr geholfen.“ Denn die Arbeit des FaZ war in Gefahr, der Verein hatte große Angst, dass er die Miete nicht bezahlen kann und das Zentrum schließen muss. Der Bezirk muss sparen, eine finanzielle Lücke hatte sich geöffnet. Jetzt wurde sie erst mal geschlossen. Aber die nächste Lücke droht schon wieder.

Eine emotionale, brutale Lücke hätte das FaZ-Aus für Eltern und ihre Kinder gerissen. Die Einrichtung hat eine große Sogwirkung, sogar aus der weiteren Umgebung strömen die Menschen, jung und erwachsen, ins FaZ. Es ist längst zum seelischen Auffangnetz für viele Väter und Mütter und zur emotionalen Oase für viele Kinder geworden.

Wir sind so dankbar. Die Tagesspiegel-Spenden haben uns sehr geholfen.

Vereinschef Michael Wiesemann-Wagenhuber

Vor allem Familien in besonders belastenden Lebenssituationen finden hier Ruhe und Entspannung: Menschen in Armut, bildungsferne Familien, Alleinerziehende, Familien mit Migrationshintergrund und sehr junge Eltern. Und, ja, auch, Eltern, die lernen müssen, wie eine vernünftige Erziehung funktioniert.

Ein Auszug aus den Angeboten des FaZ: Bewegungs-Picknick, der Winterfeldspielplatz am Wochenende, Familiencafé, ein spezielles Väterangebot.

Und die Arbeit des FaZ ist wichtiger denn je, die Zahl der Probleme nimmt ja stetig zu. „Wir haben zunehmend mehr autistische Kinder“, sagt Wiesemann-Wagenhuber. „Es sind rund 50 Prozent mehr als im vergangenen Jahr.“

Zehn bis 25 Kinder sind ständig im FaZ, die meisten spielen zusammen oder toben ausgelassen. „Rund fünf bis zehn Prozent der Kinder aber“, sagt Wiesemann-Wagenhuber, „sind sehr auf sich bezogen, sie kommen nicht in Kontakt mit anderen Kindern.“ Es sind die jungen Autisten.

Viele Mitarbeiter des FaZ haben Erfahrungen mit solchen Kindern. Vor allem aber ist das FaZ ein seelischer Rettungsanker für die Eltern. Väter und Mütter können sich austauschen, sie helfen sich gegenseitig, und notfalls stützen sie sich emotional.

Beratung benötigen aber auch überfürsorgliche Eltern, die von ihren Kindern an der kurzen Leine geführt werden. Der fatale Rollentausch funktioniert aus falsch verstandener Fürsorge oder mangelndem Selbstbewusstsein. „Aber es ist schwierig, solche Eltern zu überzeugen“, seufzt Wiesemann-Wagenhuber. „Das haben sich Marotten tief eingegraben. Wir müssen hart kämpfen, damit wir da etwas bewirken.“

Die Überzeugungsarbeit ist hart, aber am Ende können die Mitarbeiter doch oft genug aufatmen. „Einen Großteil der Eltern“, sagt Wiesemann-Wagenhuber, „können wir schließlich doch überzeugen.“ Dank der Tagesspiegel-Leser haben sie auch genügend Zeit dafür.

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