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Berlin: Freie Künstler wollen im „Volkspalast“ bleiben

Zwischennutzer hoffen auf Comeback 2005 Ministerin Weiss: Kein Abriss ohne Neubauplanung

Im Oktober soll es eine große Chorveranstaltung geben, im Rohbau wird ein Golfplatz eingerichtet, später ist ein öffentlicher Rundgang geplant, um das „Richtfest“ für den Palast der Republik zu feiern. Am 9. November, kurz vor Ende der mit dem Bund vereinbarten Zwischennutzung, soll das Innere des Hauses in gleißendes Scheinwerferlicht gehüllt, „verglühen – oder auch wiederauferstehen“.

Amelie Deuflhard vom Verein Zwischenpalastnutzung ließ am Dienstag im Palast der Republik keinen Zweifel daran, dass sie auch im nächsten Jahr – bis zum geplanten Abriss im Sommer oder Herbst – wieder ein Programm im „Volkspalast“ machen will. Kulturstaatsministerin Christina Weiss teilte allerdings mit, dass sie bisher eine kritische Auseinandersetzung mit dem Ort vermisst.

Rund 30 000 Besucher sind nach Angaben der Veranstalter in den vergangenen vier Wochen in das „Kulturzentrum“ gekommen. Man bereite sich darauf vor, auch im nächsten Jahr das Programm zu gestalten, auch wenn der Bund nach einem neuen Generalmieter suche. Der Verein wies Vorwürfe seitens der Bundesfinanzbehörden zurück, es habe keine Abstimmung gegeben, etwa bei einer Veranstaltung der Unternehmensgruppe McKinsey. Auch sei die Vermutung unberechtigt, man könne sich „mit Industriegeldern am Ministerium vorbei bereichert“ haben. „Ein Plus dürfen wir sowieso nicht machen, weil wir öffentlich gefördert werden, das ist ein relativ unangreifbarer Vorgang.“ Das Veranstaltungsprogramm habe vor vier Wochen mit einem Defizit von 150 000 Euro begonnen, dies sei inzwischen „stark im Schwinden“. Aus dem Hauptstadtkulturfonds und der Bundeskulturstiftung seien rund 450 000 Euro in die Projekte gesteckt worden. Außerdem habe man aus privaten Mitteln 200 000 Euro erhalten.

Wenn die Bundesvermögensverwaltung einen neuen Generalmieter suche, unterstütze sie dies, sagte Kulturstaatsministerin Christina Weiss gestern dem Tagesspiegel. Auch für die Zwischennutzung brauche man viele Akteure, viele Ideen und noch mehr Visionen. „Monopolisiert war das Haus lange genug, nur nicht vom Volk, das seinen Palast hier vergebens suchte.“ Das bisherige Programm sei erfolgreich, die Projekte hätten aber auch an anderen Orten präsentiert werden können. Ihr fehle die ernsthafte Auseinandersetzung „mit dem historisch kontaminierten Ort. Eine kritische Ausstellung könne das leisten, eine folkloristische Party nicht.“ FrauWeiss, die sich zuvor bei einem Interview missverständlich zitiert fühlte, betonte, dass sie nichts gegen den im Sommer 2005 geplanten Abriss hat. „Die Erfahrung lehrt jedoch leider, dass die Berliner Bauverwaltung hin und wieder von ihren eigenen Zeitplänen überrascht wird.“ Die Ministerin sagte, dass sie von einer Wiese als Übergangslösung nichts hält. „Ich setze mich vehement dafür ein, dass der Abriss von einem Neubauwettbewerb begleitet wird.“ Aber dafür sei der Bundesbauminister zuständig.C. v. L.

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