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Menschenkette um Müggelsee geplant: Friedrichshagener protestieren erneut gegen Flugrouten

Am Montagabend versammelten sich wieder 2.500 Menschen in Friedrichshagen, um gegen die geplanten Flugrouten zu protestieren. Eine Bürgerinitiative plant noch im August eine Menschenkette um den Müggelsee.

Wenn es brenzlig wird, berufen sich die Friedrichshagener gern auf den Gründer dieses Ortsteils im Südosten Berlins. Am Montagabend versammelten sich wieder gut 2500 Menschen zu Füßen des Denkmals für den Alten Fritz und klatschten kräftig Beifall für das Zitat aus der am 12. Mai 1753 vom Preußenkönig Friedrich II. unterzeichneten Urkunde: „Alle meine Nachfolger sollen dafür Sorge tragen, dass Friedrichshagen befriedet und geschützt werden möge.“

Genau das Gegenteil befürchten nun die Anwohner rund um den Müggelsee. „Die heutigen Politiker opfern durch die Flugrouten des neuen Airports in Schönefeld unsere schöne Heimat“, meinte die vor mehr als 50 Jahren in Friedrichshagen eingeschulte Renate Mühlenhaupt auf der zweiten Montagsdemonstration. „Donnern erst die Flugzeuge über den Müggelsee, bleibt nichts von den Vorzügen unserer Region – keine saubere Luft, kein klares Wasser und keine Ruhe.“ Als ein Trompeter auf dem Denkmalsockel ein Trauerlied anstimmte und damit eine symbolische Todesanzeige zum Untergang von Friedrichshagen musikalisch begleitete, verharrte die große Menge im Schweigen – aber nur für kurze Zeit.

Denn die vorher eher ruhige Stimmung in der Region hat sich seit den vor drei Wochen veröffentlichten Routenvorschlägen der Flugsicherung verändert. Nach der Eröffnung von Schönefeld sollen bei Ostwind täglich bis zu 120 Maschinen den 4,4 Kilometer langen und 2,6 Kilometer breiten See in einer Höhe von rund 1000 Metern überfliegen. „Mehr als zehn Jahre haben wir uns in Sicherheit wiegen können, vom Fluglärm verschont zu werden“. sagte Ralf Müller von der auf 500 aktive Mitglieder angewachsenen Friedrichshagener Bürgerinitiative. „Jetzt sollen wir plötzlich mittendrin liegen. Allerdings brauchen wir endlich konkrete Fakten über die zu erwartende Lärmbelastung.“

Auskunft aus erster Hand hätte der von der Bürgerinitiative eingeladene Regierende Bürgermeister Klaus Wowereit geben können. Doch der sagte den Friedrichshagenern ebenso wie die ebenfalls erwartete Renate Künast „aus Termingründen“ ab. So richtete sich die ganze Wut gegen Wirtschaftssenator Harald Wolf von den Linken. In seiner mehrfach von Zwischen- und Buh-Rufen unterbrochenen Rede sicherte er den Demonstranten Unterstützung im Kampf für eine „andere Flugroutenvariante“ zu. Nachdem ein akzeptabler Kompromiss für den Westen Berlins gefunden worden sei, müsse jetzt auch der Südosten vom Fluglärm entlastet werden, sagte Wolf. Er machte der sichtlich aufgebrachten Menge Hoffnung, dass das Bundesumweltamt den Gewässer- und Lärmschutz bei der Beurteilung der Flugrouten genau unter die Lupe nehmen würde und einen Überflug des Müggelsees möglicherweise untersagen könnte.

Dafür plädierte auch der Arzt Professor Hans Behrbohm. „Düsenmaschinen über dem Müggelsee zerstören dessen unersetzbare Wirkung als Frisch- und Kaltluftspender für große Teile Berlins“, sagte er. Die Bürgerinitiative plant jetzt am letzten Augustwochenende eine Menschenkette um den See.

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