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Beim Kirschblütenfest in den Gärten der Welt in Berlin-Marzahn war der Regenschirm Pflicht.

© dpa/Christoph Soeder

Frühling kommt – und geht gleich wieder: Berlin wird nicht warm mit dem Wetter

Mit dem Klimawandel hat sich der April besonders stark verändert. Umso ungewöhnlicher ist die aktuelle Kälte. Die könnte sich bis in den Mai halten.

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Was der Winter nicht vermochte, holt der Frühling nach: Er treibt die Heizkosten hoch und die Laune runter: Das Wetter will in diesem April einfach nicht so warm und so freundlich werden, wie man es vom Frühling erwarten würde. Nur fürs kommende Wochenende zeichnet sich ein Lichtblick ab, bevor es mit den Temperaturen wieder steil abwärts geht.

Wenn die Prognosen stimmen, wird Berlin nach einem durchwachsenen und maximal zehn Grad kalten Mittwoch mit abendlichem Regen allmählich aufgewärmt: Für Donnerstag prophezeien die Wettermodelle knapp 15 und für Freitag bei mehr Sonnenschein schon um die 18 Grad. Der Sonnabend soll bei knapp über 20 Grad richtig sonnig werden. Am Sonntag kommen die Wolken zurück, aber die Wärme hält sich noch. Dann endet das Wohlfühlintermezzo.

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Liter Regen pro Quadratmeter fielen seit Jahresbeginn; im gesamten Vorjahr waren es 356.

Für die kommende Woche erwarten die Wettercomputer eine für die Jahreszeit ungewöhnliche Kälte: Montag könnte es noch für 15 Grad reichen, danach gerade noch für zehn. Wie kalt die Nächte werden, hängt von der Bewölkung ab: Wenn es aufklart, droht Frost. Jörg Riemann, Chefmeteorologe der „Wettermanufaktur“, ist aber optimistisch, dass die Wolkendecke uns davor bewahren wird.

Frost Ende April träfe viele Kleingärtner und Landwirte hart, denn spätestens an dem warmen Wochenende werden weitere Obstbäume aufblühen, die dann zu erfrieren drohen. Aber selbst wenn es nicht so schlimm kommt: Bienen fliegen bei der Kälte ebenfalls nicht; allenfalls die etwas weniger empfindlichen Hummeln könnten deren Job übernehmen.

Die Hängepartie dieses Frühlings fällt umso stärker auf, als die Entwicklung in den vergangenen Jahren ganz anders war: Im Vergleich der langjährigen Mittel 1961 bis 1990 und 1991 bis 2020 ist der April in Berlin im Durchschnitt um stolze 1,6 Grad wärmer geworden. Die Niederschlagsmenge nahm um ein Drittel ab, die Anzahl der Sonnenstunden um fast ein Viertel zu. Kein anderer Monat hat sich derart stark verändert. „Der Samstag ist der erste Tag in diesem Jahr, an dem wir die 20-Grad-Marke knacken. So spät im Jahr hatten wir das zuletzt 2008“, sagt Riemann.

Mit bisher 31 Litern pro Quadratmeter hat der April sein Regensoll gemäß dem neuen Klimamittel schon jetzt übererfüllt. „Ich denke, dass wir bis zum Monatsende auch das alte Mittel von 42 Litern übertreffen werden“, sagt der Meteorologe. Damit wird der April der fünfte Monat in Folge, der statistisch zu nass ist – zum Glück für die von jahrelanger Dürre geplagte Natur und angenehm für Pollenallergiker.

Dass es nicht nachhaltig wärmer wird, liegt laut Riemann an der „eher noch winterlichen Großwetterlage: Die Luft kommt aus Nordeuropa; für mehr Wärme müsste sie aus dem Süden kommen“. Aber eine grundlegende Umstellung sei nicht in Sicht: Die aktuellste Langfristprognose deute auch auf einen insgesamt eher kühlen und durchwachsenen Mai mit nur sporadischer Wärme.

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