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Berlin: Geheime Dateien der Nazis im Netz für jeden zu lesen

Linke haben eine Website der Rechten geknackt Jetzt wertet die Polizei die Informationen aus

Die am Samstag früh von Antifaschisten „gehackte“ Internetseite www.freier-widerstand.net war auch am Montag noch tot. Die Organisatoren dieser bundesweit zu den bekanntesten gehörenden Neonaziseite meldeten sich gestern mit einer kurzen Stellungnahme auf einer neuen Seite zu Wort. Darin wird bestätigt, dass die Antifa „unsere Datenbank ausgelesen und komplett in lesbarer Form veröffentlicht“ habe. Dabei seien auch „Internas ans Tageslicht gekommen“, gaben die Rechten zu und entschuldigen die Panne mit dem Satz „Jeder ist hackbar“. Die Macher kündigten jedoch an, dass der „Freie Widerstand“ wieder online gehen werde, jedoch ohne die internen Foren.

Wie berichtet, hat die Antifa die gesamte Datenbank vom „Freien Widerstand“ auf ihren eigenen Seiten zum Herunterladen bereitgestellt. Insgesamt sind das 16478 Dateien mit Interna – diese dürften jetzt nicht nur von der linken Szene gelesen und ausgewertet werden, sondern auch von Staatsschutz, der Polizei und dem Verfassungsschutz. So diskutiert der bekannte Neonazi Christian Worch da mit Gesinnungsgenossen über geplante Demonstrationen. Demnach soll am 28. Januar eine Demonstration in mehreren deutschen Städten, darunter auch Berlin, stattfinden. Die interne Diskussion ist dabei überraschend kleinlaut. So schreibt der Szene-Anführer Christian Worch in einem Forum, dass „in Berlin zur Zeit nicht viel ist, was mobilisierungsfähig ist“. So schätzt Worch die Teilnehmerzahl für die geplante Januar-Demonstration selbst nur auf 200 – was Experten für realistisch halten. Bei den vergangenen Demos im Sommer hatte es in Berlin regelmäßig nur zwischen 50 bis 100 Teilnehmern gegeben.

Bei der Antifa ist nach diesem Wochenende der Jubel groß – nicht nur, weil Worch bei seiner Leipziger Demonstration am Sonnabend nur 170 Mannen mobilisieren konnte. Der „Freie Widerstand“ war nur der Höhepunkt einer Reihe ähnlicher Angriffe, vor allem auf Internetshops der rechten Szene, die Kleidung und Musik verkaufen. In den vergangenen Wochen hat die Antifa etwa 3000 Namen und Adressen dieser Kunden von „rechten“ Internet-Läden ins Internet gestellt. Die rechte Szene mahnte deshalb am Sonnabend auf einer Berliner Seite zur Vorsicht, „weil mit Übergriffen zu rechnen ist“. Am Montag war aber auch diese Seite abgeschaltet. Möglicherweise wurde auch www.freie-kraefte.tk ein Opfer eines linken Hacker-Angriffs, ein Bekennerschreiben dazu gab es jedoch nicht.

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