zum Hauptinhalt
Und das soll gesund sein? Gamer testen Spiele auf der Gamescom in Köln.

© dpa

Was macht die FAMILIE?: Gehirne im Umbau begleiten

Wie eine Mutter die Stadt erlebt: Fatina Keilani lernt Neues über Computerspiele, Hausaufgaben und das Oberstübchen in der Pubertät

Von Fatina Keilani

Es klingelt Sturm, die beiden Töchter fallen lachend ins Haus. „Hallo Mama, wir dürfen jetzt erstmal zocken, und Hausaufgaben machen wir dann später, weil sonst die Seepferdchen das Falsche wegschmeißen!“ - „Nix da“, sage ich, „erst werden die Hausaufgaben gemacht! Heute Abend seid ihr zu müde.“ „Nein, Mama, echt jetzt, heute war so eine Gehirnfrau bei uns an der Schule, die hat uns das erklärt, das war voll interessant!“ Die Fünftklässlerin hat ihre größere Schwester auf der langen Busfahrt nach Hause offenbar bereits gebrieft und erzählt begeistert: „Bei uns im Gehirn, da gibt es solche lila Würstchen, die heißen Seepferdchen, und die speichern immer das im Langzeitgedächtnis, was sie als letztes gehört haben. Wenn ich also jetzt erst Hausaufgaben mache und danach am Computer spiele, dann merken die sich das vom Spielen, und die Vokabeln gehen verloren!“ Ernsthaft? Jedenfalls strahlt die Kleine so erleuchtet, als ob die Gehirnfrau ihr die Offenbarung gebracht hätte. Wie die Frau hieß und was ihre Funktion war, hat sie vergessen (wahrscheinlich hat die Frau das am Anfang gesagt und nicht am Ende).

In der Pubertät ist das Gehirn teilweise wegen Umbaus geschlossen

Am Abend schreibt die Klassenlehrerin eine Rundmail mit einer 97-seitigen Powerpoint-Präsentation der Gehirnfrau. Auf der dritten Folie steht: „Während der Pubertät wird das Gehirn vom Hinterkopf zur Stirn hin komplett umgebaut, das heißt während der gesamten Pubertät gibt es Gehirnteile, die gerade wegen Umbau geschlossen sind!!! Wirklich!!!“ Den fehlenden Genitiv und die vielen Ausrufezeichen sehen wir der Gehirnfrau nach. Die Schwestern sind einig, dass beim großen Bruder derzeit ein größerer Umbau im Gang sein müsse. Folie Nummer acht enthält die Information, dass in einem pubertierenden Gehirn 30 000 Nervenzellen absterben, pro Sekunde!!! Die Schwestern grinsen. Das scheint einiges zu erklären.

Zocken kann schlau machen, wenn man sich danach bewegt

Der große Bruder findet die Folien ab Nummer 36 interessant („Positive Auswirkungen den Spielens auf's Gehirn“). Daraus geht hervor, dass Spielen am Computer schlau macht, und dass „moderate Vielspieler“ mit einer Wochenspielzeit von um die neun Stunden über mehr lokales Hirnvolumen und mehr Hirnrinde verfügen – ein Ergebnis, das die Autoren der dort zitierten Studie offenbar selbst verblüfft hat. So richtig gut soll Zocken aber nur sein, wenn hinterher noch jede Menge Bewegung folgt, am besten bei Tageslicht. Denn besonders aufregende Spiele versetzen den Körper in Stress, und das kostet Energie, die leider aus den Muskeln genommen wird. In den Folien ist auch ein Junge mit Gamer-Figur abgebildet, erschreckend, er ist fett und unförmig. Kurz vor dem Schlafen behindert das Spielen zudem das Einschlafen. „Und das ist sowieso schon behindert, weil die innere Uhr nachgeht“, weiß die Fünftklässlerin. Deswegen schlafen Pubertierende später ein und kommen morgens schlechter aus dem Bett.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false