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Steffen Krach soll der neue Spitzenkandidat der Berliner SPD werden.

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Genosse Hoffnungsmacher: Steffen Krach hat als Berliner SPD-Spitzenkandidat einen großen Vorteil

Der Partei ist eine Überraschung gelungen. Und ihr designierter neuer Frontmann kennt die Stadt und die Politik.

Daniel Böldt
Ein Kommentar von Daniel Böldt

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Die Wahlkampfslogans stehen schon mal. Carline Mohr, Ex-Kommunikationschefin der Bundes-SPD-Parteizentrale, hatte am Montag auf der Plattform „X“ gleich mehrere Vorschläge, wie der Berliner Landesverband ihren designierten Spitzenkandidaten, Steffen Krach, in der Stadt bewerben könnte: „Berlin, wir machen Krach!“ – „Ein bisschen Krach muss sein“ – „Krach und Remmidemmi“. Und man muss sagen: Sollte für die SPD alles so gefällig laufen wie die Kandidaten-Wortspiele, dürfte die Partei im kommenden Jahr tatsächlich wieder über die 15-Prozent-Hürde klettern.

Aber den Zynismus einmal beiseite: Tatsächlich ist der Berliner SPD mit der Personalie Krach etwas gelungen, das Parteien nur noch selten schaffen: eine Überraschung. Ein Na-guck-mal-an-Moment.

Die Nachricht hat zu Wochenbeginn für ein kleines Stimmungshoch innerhalb der Berliner SPD gesorgt. Geht da vielleicht doch noch was Richtung Wahlsieg 2026, fragen sich nun die Sozialdemokraten. Wahrscheinlich ist das zwar immer noch nicht, aber es scheint zumindest nicht mehr vollkommen ausgeschlossen.

Ein Noch-Unbekannter

Dass kaum einer Berlinerin oder ein Berliner wissen wird, wer Steffen Krach ist, dürfte dabei kein allzu großer Nachteil sein. Zum einen hat die SPD nun über ein Jahr Zeit, Krach bekannt zu machen – und sei es mit mehr oder weniger gelungenen Wortspielen. Zum anderen kehrt sich dieser Nachteil bei genauer Betrachtung in einen Vorteil für die SPD um.

Die seit Jahrzehnten regierenden Sozialdemokraten konnten bei den vergangenen Wahlen immer schlechter erklären, warum ausgerechnet sie die Stadt aus dem von vielen empfundene Chaos führen sollten. Der Tiefpunkt dieser Entwicklung war eine Wahl, die wegen organisierter Unzuständigkeit wiederholt werden musste, für die aber niemand die politische Verantwortung übernahm.

Krachs Berliner Erfahrung

Zwar war auch Krach als Wissenschaftsstaatssekretär an zwei Berliner Regierungen beteiligt, jedoch nicht an vorderster Front. Darüber hinaus war er für einen Bereich verantwortlich, der als Berliner Erfolgsstory gilt.

Vor allem aber – und das dürfte Krachs größter Vorteil werden – muss er sich nicht für die ungeliebte schwarz-rote Koalition rechtfertigen. Als Mann von außen kann er sich glaubhaft von Regierungskompromissen absetzen und den Berlinern das Rote vom Himmel versprechen.

Ungelöste Konflikte

Wenn man ihn denn lässt. Denn so groß die Einheit hinter Krach in der SPD derzeit ist: Die Konflikte, die sich wie ein roter Faden durch die SPD-Parteitage und Personalentscheidungen der vergangenen Jahre ziehen, sind alle noch da.

Derzeit erkennt man das unter anderem daran, dass jede Strömung in der Partei den Erfolg der Personalie Krach für sich verbuchen will. Auffällig viele Sozialdemokraten behaupten gerade in Hintergrundgesprächen, als erste auf die Idee gekommen zu sein, den Regionspräsident aus Hannover zu fragen. Und jeder der selbst ernannten Königsmacher wird entsprechende Erwartungen an Krach stellen.

Es wird spannend werden, wie der 46-Jährige mit den Konflikten in der Berliner SPD umgeht. Auch die Konkurrenz wird nur darauf warten, die parteiinternen Widersprüche zu bespielen, die Krach nicht alle auflösen wird. Den passenden Slogan hätten sie dafür allemal: Mal wieder Krach in der SPD!

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