zum Hauptinhalt

Berlin: Gestörtes Vertrauen

Ihre Bio-Eier sind laut Aufdruck noch bis zum 7. Juni haltbar – doch essen wird Eva Wühle sie nicht mehr.

Ihre Bio-Eier sind laut Aufdruck noch bis zum 7. Juni haltbar – doch essen wird Eva Wühle sie nicht mehr. Aufgeregt erzählt sie im „Vitalia Reformhaus“ am Alexanderplatz, sie habe Angst vor dem krebserregenden Pflanzenschutzmittel Nitrofen, das in Futtermitteln einer niedersächsischen Firma gefunden wurde. Auch die nächsten Monate will die Rentnerin aus Mitte keine Bio-Eier mehr kaufen. Erika Schiffner aus Tegel ist ebenfalls misstrauischmgeworden. „Ich finde das skandalös“, regt sich die frühere Krankengymnastin auf. „Die lassen sich das Bio verflucht teuer bezahlen“ – da müssten auch die Kontrollen stimmen. Dagegen will Immobilienberater Falko Raaz „keine voreiligen Schlüsse ziehen“. Er kaufe viel Bioware – und wolle das auch in Zukunft tun.

Burkhard Paschke vom Bio-Großhändler „Terra-Frischdienst“ geht zwar davon aus, „dass der Berliner Markt von Nitrofen-verseuchten Produkten kaum betroffen ist“. Dennoch sind die Berliner Bioläden aktiv und wollen das Vertrauen der Kunden möglichst schnell zurückerobern. „Wir haben von allen Zulieferfirmen Stellungnahmen eingeholt“, sagt Frank Lüske vom „Eo Superbiomarkt“ in Zehlendorf. Keine Firma habe verseuchten Weizen verfüttert. Auch Paschke hat bis Montag Mittag von fast allen seiner Lieferanten gehört: „Da ist nichts.“ Dennoch befürchtet er, dass die Verbraucher zunächst weniger Eier und Geflügel kaufen werden. „Die Branche wird Vertrauensverluste haben,“ glaubt auch Robert Erler, Sprecher der Berliner Kette „Bio Company“. Es sei aber bisher „keine Hysterie ausgebrochen“.

Petra Breitenbach vom Bioladen „La Dolce Vita“ in Moabit äußert sich verärgert darüber, dass „ein paar schwarze Schafe“ das Image der gesamten Branche bedrohen. Die Mehrheit der Biobauern würde sich „total ehrlich abrackern.“

Jacqueline Irmler vom Naturkostladen Landleben glaubt, dass „gerade die, die aufgrund von BSE Bio kaufen, nun als erste wieder abspringen könnten“. Ihre Kundin Dagmar Maurer aus Charlottenburg bleibt ihr allerdings treu: „Ich esse ohnehin kein Fleisch. Das betrifft mich nur am Rande.“ Die 44-jährige Hausfrau Monika Rothe aus Mitte hat erst im Bioladen von dem Skandal erfahren. Sie will sich jetzt erstmal informieren. „Dann seh’ ich, was ich kaufe und was nicht.“ vv/JR

NAME

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false