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Berlin: Gratis zur Familie: Bundesminister wehren sich gegen die Tricks der Pendler

Freiflüge gestrichen, keine Gratis-Fahrten mehr im ICE: Die Zeit der Privilegien für Mitarbeiter des Bundes, die noch immer zwischen Berlin und Bonn pendeln, ist für viele in den vergangenen Wochen abgelaufen oder wird demnächst vorbei sein. Doch etliche reisen offenbar weiterhin umsonst übers Wochenende vom Schreibtisch an der Spree zur Familie in Bonn - nun allerdings auf krummen Touren.

Freiflüge gestrichen, keine Gratis-Fahrten mehr im ICE: Die Zeit der Privilegien für Mitarbeiter des Bundes, die noch immer zwischen Berlin und Bonn pendeln, ist für viele in den vergangenen Wochen abgelaufen oder wird demnächst vorbei sein. Doch etliche reisen offenbar weiterhin umsonst übers Wochenende vom Schreibtisch an der Spree zur Familie in Bonn - nun allerdings auf krummen Touren. Sie tarnen die Heimfahrt offiziell als Dienstreise.

Offenbar aus diesem Grunde wies das Bundesarbeitsministerium seine Mitarbeiter in einer internen Bekanntmachung "mit Nachdruck" daraufhin, "dass eine Dienstreise, deren Hauptzweck die Durchführung einer bezahlten Heimfahrt ist, weder genehmigt noch angeordnet werden darf". Weiterhin heißt es in dem Papier vom 25. Juli, das dem Tagesspiegel vorliegt, die Ausgaben für Dienstreisen seien in den vergangenen Monaten "weit überproportional" gestiegen. In Ministeriumskreisen wird dies auf die Tricks der Pendler zurückgeführt. Angebliche wichtige Dienstgespräche in Bonn würden auf den Freitag gelegt, tatsächlich seien sie aber nur vorgeschoben.

Zur Zeit dürfen noch etwa 600 bis 900 Regierungsmitarbeiter gratis zwischen Berlin und Bonn pendeln. Doch von Tag zu Tag werden es weniger, weil ihnen die Reiseprivilegien beim Umzug des Bundes an die Spree im Sommer 1999 nur für zwei Jahre zugesichert wurden. Ab wann sie selbst zahlen müssen, hängt von ihrem jeweiligen Dienstantritt in Berlin ab. Anfangs richteten Parlament und Regierung Gratis-Shuttles auf Gleisen und Luftstraßen für rund 5500 Bundesbedienstete ein, doch inzwischen hat man die Zahl der reservierten Züge und Jets beträchtlich verringert. Gleichwohl bleiben immer mehr Sitzreihen leer, weshalb diese Plätze in den Fliegern jetzt mit hohem Rabatt frei verkauft werden.

Parallel zu dieser Entwicklung holten immer mehr einstige Pendler ihre Familien nach Berlin. Im April 2001 hatten bereits 10 000 Angestellte ihren Hauptwohnsitz an der Spree. Kostspielig wird die Situation nun für jene, deren Angehörige von Bonn nicht lassen wollen. Für sie ist die Versuchung groß, bei Heimfahrten zu schummeln.

Entsprechend scharf reagieren die Ministerien. So erinnert beispielsweise der Bundesarbeitsminister in seinem Rundschreiben an die vorgeschriebenen Wege, auf denen dienstliche Reisen beantragt werden müssen. Zugleich macht er klar, dass es auch billigere Alternativen für teure Flüge und Übernachtungskosten gibt: zum Beispiel Videokonferenzen. Sollte das nicht möglich sein, müsse man prüfen, "ob Termine in Berlin nicht auch von Berliner Kollegen" wahrgenommen werden könnten - und umgekehrt.

Erscheint eine Dienstreise unumgänglich, so weist das Ministerium vermutlich aufgrund von schlechten Erfahrungen auf zweierlei hin: "Es dürfen nur dienstlich notwendige Übernachtungen erstattet werden" - und: "Taxikosten werden nur bei dienstlicher Notwendigkeit" bezahlt.

Mancher getarnte Heimfahrer nutzt offenbar für den letzten Trip nach Hause gerne die Droschke und schleppt in der Regel jede Menge Koffer und Taschen. Deshalb ist das Ministerium auch hier wachsam: Wird als Grund für die Taxifahrt "umfangreiches Gepäck" angegeben, so muss das aus den Flugunterlagen hervorgehen.

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