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Berlin: Grundschulen in Mitte richten „Deutschgarantie“-Klassen ein Erstklässler müssen Sprachtest bestehen, um speziellen Unterricht zu erhalten

Im Bezirk Mitte soll es spezielle Grundschulklassen für Kinder geben, die garantiert gut Deutsch sprechen. Davon erhoffen sich Pädagogen und Politiker, dass mehr Eltern aus der deutschen Mittelschicht ihre Kinder auch an Schulen mit hohem Anteil von Schülern aus Einwandererfamilien anmelden.

Von Sandra Dassler

Im Bezirk Mitte soll es spezielle Grundschulklassen für Kinder geben, die garantiert gut Deutsch sprechen. Davon erhoffen sich Pädagogen und Politiker, dass mehr Eltern aus der deutschen Mittelschicht ihre Kinder auch an Schulen mit hohem Anteil von Schülern aus Einwandererfamilien anmelden. Die Bezirksverordnetenversammlung von Mitte sprach sich auf ihrer jüngsten Sitzung dafür aus, dass „künftig in jedem Grundschulsprengel (mindestens) eine spezielle Fachklasse nach dem Modell der Gustav-Falke-Grundschule angeboten wird“.

Dort wird es vorbehaltlich der Zustimmung der Schulaufsicht bereits ab dem neuen Schuljahr eine sogenannte Deutschgarantie-Klasse geben. Die Schule liegt in der Strelitzer Straße in Wedding, einem sozialen Brennpunkt mit vielen Migranten und Hartz-IV-Empfängern. 90 Prozent der Schüler sind Einwandererkinder, sagt Schulleiterin Karin Müller. Nur 80 Meter weiter östlich verlief früher die Mauer und dort wohnt eine ganz andere Klientel: bildungsbewusste Mittelstandsfamilien, die tunlichst vermeiden, ihre Kinder in die Schulen jenseits von Brunnenstraße und Bernauer Straße zu schicken.

Deshalb hat der Koordinator des Bildungsverbundes Brunnenviertel, Eduard Heußen, gemeinsam mit anderen Pädagoten und Politikern ein Konzept entwickelt. Es sieht vor, bereits ab der ersten Klasse naturwissenschaftlichen Unterricht zu erteilen, Dafür sind gute Deutschkenntnisse Voraussetzung, und deshalb müssen die Kinder, die in diese Klasse gehen wollen, einen „Bärenstark-Sprachtest“ bestehen.

Ob die Mädchen und Jungen deutsche Muttersprachler sind, spiele dabei keine Rolle, sagt Schulleiterin Karin Müller. So kommen 13 von 24 Kindern der künftigen „Fachklasse“ aus Einwandererfamilien. Sie haben den Sprachtest bestanden.

Die Befürworter des Konzepts legen großen Wert darauf, dass die Schüler nicht nach Ethnien ausgewählt werden, sondern nach Sprachkompetenz. „Es handelt sich also um eine spezielle Fachklasse – eben mit naturwissenschaftlichem Profil –, nicht um eine angebliche ,Deutsch-Klasse‘“, heißt es auch in einer Stellungnahme der Bildungsverwaltung: „Diese Klasse kann selbstverständlich von Schülerinnen und Schülern aller Nationalitäten gewählt werden.“

Neuköllns Bildungsstadtrat Wolfgang Schimmang (SPD) steht dem Projekt trotzdem äußerst kritisch gegenüber: „Damit teilt man schon ab dem ersten Schultag in gute und schlechte Klassen, gute und schlechte Schüler“, sagt er: „Aber an der Grundschule sollte noch nicht sortiert werden.“ In Einzelfällen wie der besonderen Situation in Mitte, hält Schimmang ein solches Modell für möglich. Ansonsten sei es unsolidarisch, grundgesetzwidrig und führe in eine Sackgasse, sagt er: „Wir müssen flächendeckend die soziale Situation verbessern, dafür sorgen, dass Kinder von Einwanderern schon ganz früh Deutsch lernen und nicht eine Zweiklassengesellschaft schon in der Grundschule zementieren.“

Damit nicht der Eindruck von „Eliteklassen“ entsteht, soll es an der Falke-Grundschule von Anfang an gemeinsame Projekte mit den anderen Klassen geben. Außerdem wird künftig für alle ersten Klassen Englischunterricht in Form einer Arbeitsgemeinschaft angeboten werden.

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