Berlin: Grüne Lunge
Man liest ja allenthalben, dass der von den DDR-Oberen unterstellte Wohnraumbedarf der Gegenwart nicht mehr angemessen sei, man viele der auf die grüne Wiese montierten Wohnkästen somit nicht mehr brauche. Also verschwinden sie reihenweise in gewaltigen Staubwolken oder werden zumindest ihrer oberen Stockwerke beraubt.
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Man liest ja allenthalben, dass der von den DDR-Oberen unterstellte Wohnraumbedarf der Gegenwart nicht mehr angemessen sei, man viele der auf die grüne Wiese montierten Wohnkästen somit nicht mehr brauche. Also verschwinden sie reihenweise in gewaltigen Staubwolken oder werden zumindest ihrer oberen Stockwerke beraubt. Das galt bisher als vernünftige Stadtplanung – zu Unrecht, wie wir jetzt sehen. Denn die Platte lebt, birgt gar ungeahntes Energiesparpotenzial, das unsere Schadstoffbilanz, belastet durch saumselige Automobilkonstrukteure, wieder ins Positive drehen könnte. Wer hätte das gedacht: Ein Plattenbau gewinnt Vorbildfunktion, wird wegweisend für hiesige Problembauwerke. Wer würde es noch wagen, die Abrissbirne wider Steglitzer Kreisel oder ICC zu schwingen, ließe sich nur zeigen, dass beide leicht zu innerstädtischen grünen Lungen umgerüstet werden könnten. Nur für den Palast der Republik kommt all dies zu spät. Pech! Wäre die Lichtenberger Platte nur früher saniert worden, stände an der Spree vielleicht nicht ein ausgewaidetes Stahlskelett, sondern „Erichs Energiespar-Lampenladen“.
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