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Als Expertin des Tagesspiegel-Podcasts „Gyncast“ räumt Mandy Mangler mit veralteten Märchen auf — wie dem, dass die Vagina das Pendant zum Penis ist.

© Kitty Kleist-Heinrich

Preisträgerin des Berliner Frauenpreises 2022: „Gyncast“-Expertin Dr. Mandy Mangler wird im Roten Rathaus geehrt

Am Montagabend wurde Mandy Mangler der Berliner Frauenpreis 2022 verliehen. Die Chefärztin und Professorin will mit dem Preisgeld Ärztinnen unterstützen.

Nur zwei Worte brauchte Dr. Mandy Mangler, um einen Kern ihres Wesens zu beschreiben. Auf die Frage, wie sie mit Schwierigkeiten umgehe, antwortete die Chefärztin und Professorin: „Immer ran“. Das war gegen Ende der fast zweistündigen Zeremonie zur Verleihung des Berliner Frauenpreises 2022 an sie im Roten Rathaus, und sie freute sich da schon auf die anschließende Feier.

Tagesspiegel-Nutzern ist die Fachärztin für Gynäkologie, Feministin, Netzwerkerin, Aktivistin und Mutter von fünf Kindern aus dem Podcast „Gyncast“ bekannt, in dem sie im Zusammenwirken mit Esther Kogelboom, Anna Kemper und früher Julia Prosinger mit alten Märchen und Mythen aufräumt und kräftig auf verstaubte Strukturen pustet.

In einer eindrucksvollen Laudatio empfahl Anja Lüthy, Professorin und Trainerin für Führungskräfte, besonders Folge 32 „Die Klitoris ist eine große Unbekannte“, aus der sie selbst viel gelernt habe. Sie beschrieb die Geehrte als warmherzige, mutige, hilfsbereite, empathische, unkomplizierte Frau und tolle Freundin, als begnadete Aufklärerin, die konsequent mit falschen Vorstellungen aufräume, zum Beispiel der, dass die Klitoris keine Rolle spielt oder dass die Vagina das Geschlechtsorgan der Frau sei.

Sie hob ihre legendären telemedizinischen Visiten hervor, ihr gutes Zeitmanagement und ihr Kommunikationstalent, das sie im Gyncast immer wieder neu in ihren klaren, verständlichen Ausführungen unter Beweis stellt.

Männlich dominierte Führungsebenen — auch in der Gynäkologie

Mit Schwierigkeiten ist Dr. Mandy Mangler im Berufsleben reichlich konfrontiert. Immer wieder kam die männliche Dominanz auf der Führungsebene in der Gynäkologie zur Sprache. Bis heute heißt ein Fachblatt „Der Frauenarzt“.

Als Leiterin der Gynäkologie und Geburtshilfe im Auguste-Viktoria-Krankenhaus und in einer Doppelspitze auch im Vivantes-Klinikum Neukölln ist sie auf der Führungsebene in einer Minderheit. Und das in einer Fachrichtung, in der Frauen sich am liebsten Ärztinnen anvertrauen.

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Bei der Danksagung für den Preis erzählte sie davon, wie sie auf Kongressen immer die anwesenden Frauen zählt, und dass es immer viel zu wenige seien. Das Preisgeld will sie für die Errichtung einer Plattform nutzen, die es Kongressen leichter macht, kompetente Ärztinnen zu finden und den qualifizierten Kolleginnen mehr Chancen gibt, von den Organisatoren auch gesehen zu werden. Sie mache, so Alicia Baier, die Vorsitzende von „Doctors for Choice Germany e.V.“, „Hoffnung auf eine bessere Zukunft“

Senatorin Gote wirb für Entkriminalisierung von Abtreibungen

Wissenschaftssenatorin Ulrike Gote nutzte die Veranstaltung, um für die Abschaffung des Paragrafen 218 zu werben und damit für eine Entkriminalisierung des Schwangerschaftsabbruchs, der erst dann zur Kassenleistung werden könne. Sie wünschte sich außerdem eine gute Debatte zum Thema Menstruationsurlaub und wies auf die Synergieeffekte ihrer Verwaltung hin, zu der auch die Bereiche Gesundheit, Pflege und Gleichstellung zählen: „Wir brauchen eine wirklich geschlechtssensible Forschung und Medizin“.

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Besonders lobte sie den Einsatz der Preisträgerin für die Selbstbestimmung und Freiheit von Frauen, für ihren Mut, immer wieder Tabus zu brechen und Halbwahrheiten aus dem Weg zu räumen, für die unermüdliche Aufklärung zur Vereinbarkeit von Beruf und Familie.

Unter den Gästen waren auch die Kinder der Preisträgerin, die sie in ihrer Dankesrede für das artige Benehmen während der Zeremonie lobte. Zitiert wurden an diesem Abend manche klugen Aussprüche von Dr. Mandy Mangler. Darunter der, dass starke Männer keine Angst vor starken Frauen haben.

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