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Berlin: Häppchen auf dem Laufsteg

Klaus Peter Kofler will zweimal pro Jahr eine Modenschau fürs Catering veranstalten Im Frühjahr isst der trendige Partygänger Thunfischwürfel mit Minze und Wassermelone

Jetzt kommt die Modenschau für Häppchen. „Pret A Diner“, nennt das Klaus Peter Kofler, Spross einer alten Catering-Dynastie, der künftig zweimal im Jahr die neuen Canapé-Kollektionen vorstellen will. Fertig zum Essen heißt das in Anlehnung an das Motto der Textilindustrie, die ihre Modelle fertig zum Anziehen über den Laufsteg schickt. Die Showküche, in der die Trend-Bissen ausgetüftelt werden, befindet sich hoch oben im Beisheim Center, die Lichter der Stadt zur Inspiration ständig in Sichtweite.

Die Tafel ist, es geht ja um die Frühjahrs-Sommer-Mode, mit krokusgelben und maigrünen Platzmatten aus Filz gedeckt. Das Porzellan ist eckig, passend zu den Tapas, die serviert werden. „Die Menschen leben ganz unterschiedlich, warum sollten sie alle das Gleiche essen?“, fragt Klaus Peter Kofler, der dem Tapa-Menü eine große Zukunft vorhersagt. Wahrscheinlich zu Recht, denn die professionellen Event-Gänger teilen ja auch noch eine weitere Herausforderung, die sie alle unterschiedlich angehen: bei Dinnerpartys ihre individuelle Diät durchzuhalten. Schicke Stehempfänge oder auch gesetzte Essen sind die Arbeitssalons für gestresste Manager ebenso wie für schöne Schauspielerinnen, ambitionierte Politiker, gehobene Diplomaten und kreative Kulturprofis. Die Bewohner sehr engmaschiger Terminkalender halten ihre Anzugsgrößen, wie der Regierende Bürgermeister, oft ganz simpel, indem sie die Sättigungsbeilagen weglassen. Unter Managern und Politikern ist die so genannte Trennkost verbreitet. Die schließt unter anderem die Kombination von Brot und Wein aus. In der aktuellen Kofler-Kollektion ein echter Verzicht, denn der saubere Weinaperitif stammt aus Trauben, die von Sommeliers handgezogen sind. Dazu schmeckt das dunkle Holzofenbrot mit Anis und eingebackenen Oliven besonders gut.

Nicht ganz so klassisch sind die zarten Spieße mit jeweils einem Würfel Wassermelone und Thunfisch, dazu Minze und Chili. Ein anderer Spieß trägt eine Jakobsmuschel mit geschmorter Paprika, Kochbanane und Curry. Koflers persönlicher Liebling ist die „Ofenkartoffel, die mit ihrer Alufolienschwester allerdings nur den Namen gemeinsam hat. Es handelt sich um zerdrückte Kartoffel in einem Körbchen aus hauchdünnem Teig mit Trüffelremoulade, Sommertrüffeln und einem speziellen Salz. Die Gänseleberravioli frischt Chefkoch Juan Amador mit einer Mango-Riesling-Vinaigrette auf. Zum Dessert gibt es in kleinen Gläsern Topfencharlotte mit Waldbeeren.

Die leichten Häppchen haben in dieser Form zudem einen unschlagbaren Vorteil. Sie sind winzig klein und können also anmutig und reuelos ohne längere Gesprächspausen genossen werden. Wer je mit hockerhohen Baguettescheiben gekämpft hat, von denen Gürkchen und Perlzwiebeln als allererstes runter und aufs bis dahin makellose Jackett rollen, bevor sich die Sehnen des zattrigen Schinkens praktisch irreparabel fest in den Zahnzwischenräumen verbeißen, weiß so etwas zu schätzen. Coole Canapés dürfen nach vielem schmecken, nur nicht nach Stress. Richtig genießen kann man sie nur, solange sie nicht stören.

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