
Tempelhof: Hat der Windrose-Chef für die Stasi geschnüffelt?
Einer der Frontmänner der Bewegung gegen die Schließung des Berliner Flughafens Tempelhof war laut einem Medienbericht offenbar jahrelang Zuträger des DDR-Ministeriums für Staatssicherheit.
Laut einem Vorabbericht des "Spiegel" war der Chef der privaten Charterfluggesellschaft Windrose Air, Thomas Stillmann, Informant des DDR-Ministeriums für Staatssicherheit (MfS). Aus der vorliegenden Akte gehe hervor, dass er bereits als Schüler angeworben worden war.
Später berichtete er dem MfS in seiner Funktion als Leiter des Direktionsbüros des Ost-Berliner Interhotels Stadt Berlin und anschließend als Mitarbeiter der DDR-Künstleragentur. Stillmann wies die Vorwürfe als "durchsichtige Attacke gegen einen Tempelhof-Befürworter" zurück und kündigte rechtliche Schritte gegen das Magazin an.
"Ich musste regelmäßig Berichte an meine Chefs schreiben"
Laut Akte habe es keine Verpflichtungserklärung, aber mehrere Decknamen gegeben. In den Stasi-Unterlagen fänden sich aber mit "Thomas Stillmann" unterschriebene Berichte sowie Protokolle über Treffs mit dem MfS bis Oktober 1989. Die Papiere erweckten den Eindruck einer "tiefen Verbindung zur Stasi".
"Natürlich habe ich als Ostdeutscher in meinen gesellschaftlichen und dienstlichen Positionen selbstverständlich und zwangsläufig dienstliche Kontakte mit Vertretern der Staatssicherheit gehabt. Ich musste regelmäßig Berichte an meine Chefs schreiben", erklärte Stillmann. Was die dann mit den Berichten gemacht hätten, wisse er nicht.
Stillman verklagt den Spiegel
Der Chef der Fluggesellschaft betonte weiter, er sei "alles andere als angepasst" gewesen. "Beispielsweise habe ich am 4. November 1989 mit demonstriert, weil ich die Veränderungen begrüßte. Sowohl während meines Studiums als auch während der Armeezeit habe ich massive Probleme mit den staatlichen Autoritäten gehabt, weil ich immer wieder Gegenpositionen bezog," sagt Stillmann
Bisher kennt er die angeblichen Stasi-Unterlagen nicht. "Der Spiegel hat mir keine Beweise für seine pauschalen Vorwürfe vorgelegt," wundert sich Stillmann. Es sei auch bezeichnend, dass es keine Verpflichtungserklärung gebe. Er sei betroffen, dass er "durch diese Vorwürfe so pauschal als Stasi-Spitzel abgestempelt" werde. Stillmann sagte, er habe über einen Anwalt bereits juristische Schritte gegen den "Spiegel" eingeleitet. Zudem habe er seiner Fluggesellschaft angeboten, ihn vorerst als Geschäftsführer freizustellen. (ml/ddp)