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Häufiger Kettensägen-Einsatz, kaum Neupflanzungen: Land und Bezirke genehmigen tausende Baumfällungen in Berlin
Tausende Bäume in Berlin sollen in der aktuellen Fällperiode für Bauprojekte Platz machen. Die Zahl der neu gepflanzten Gehölze ist viel niedriger.
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In Berlin werden aktuell tausende Bäume gefällt. Viel mehr, als im vergangenen Jahr neu gepflanzt wurden. Das geht aus der Antwort der Senatsumweltverwaltung auf eine Anfrage der Abgeordneten Katalin Gennburg (Linke) hervor.
Demnach ist in der aktuellen Fällperiode von Anfang Oktober 2022 bis Ende Februar für 4030 Großgewächse eine Fällgenehmigung erteilt worden. Zudem wurden in dem Zeitraum weitere 476 Anträge für Baumfällungen bewilligt. Die Zahl der Bäume, die tatsächlich abgeholzt werden, dürfte daher deutlich höher liegen.
Als Gründe für die Fällungen nennen die Bezirke unterschiedliche Ursachen. Viele Bäume müssten für Baumaßnahmen weichen – mal, weil neue Schulstandorte entstehen, an anderer Stelle für den privaten Wohnungsbau.
Etliche Bäume verschwinden jedoch auch aus dem Straßenland oder aus Parks, weil sie krank und daher nicht mehr standsicher sind, heißt es in den Antworten der Bezirke. Insgesamt liegt jedoch ein deutlich größerer Teil der betroffenen Gehölze auf Privatflächen.
Für die abgeholzten Gewächse entsteht an anderer Stelle zudem kein adäquater Ersatz. Die Bezirke können nur auf gut 600 geplante Neupflanzungen verweisen. Zwar antworten nicht alle Bezirke auf die Frage konkret, zudem sind noch nicht alle diesbezüglichen Verfahren abgeschlossen. Insgesamt dürfte die Zahl der neugesetzten Bäume jedoch deutlich unter der Zahl der gefällten Großpflanzen liegen.
Die Tendenz, dass immer mehr Baumfällgenehmigungen erteilt werden für Bauvorhaben, bleibt bestehen.
Linke-Abgeordnete Katalin Gennburg zur Entwicklung der Baumfällungen in Berlin
„Die Tendenz, dass immer mehr Baumfällgenehmigungen erteilt werden für Bauvorhaben, bleibt bestehen“, konstatierte Katalin Gennburg. Die Abgeordnete forderte eine „Wende in der Baupolitik“.
Ziel müsse sein, Bäume zu schützen und den Klimawandel auch aktiv in der Baupolitik zu bekämpfen. Dazu sollten Bauten auf bereits heute versiegelten Flächen entstehen, statt neue Grundstücke zu bebauen.
Die Zahl der Bäume in Berlin sinkt kontinuierlich. Insgesamt hat die Hauptstadt zwischen 2016 und 2021 mehr als 5000 Stück verloren. Ende 2021 betrug ihre Gesamtzahl noch knapp 433.000 Exemplare.
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