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Das hat gepasst. Hany Azer im Hauptbahnhof.

© Thilo Rückeis

Hany Azer: Hauptbahnhof-Bauleiter ist jetzt Ehrendoktor

Hbf, Ostkreuz, Stuttgart 21 ... Ex-Bau-Chef Hany Azer erhält in Kairo die Ehrendoktorwürde und setzt sich dort für die deutsche Bauwirtschaft ein.

Er hat der Bahn aus der Patsche geholfen. Als der Bau des Nord-Süd-Tunnels mit dem Hauptbahnhof als Mittelpunkt ins Stocken geraten war, übernahm Hany Azer die Gesamtprojektleitung und schaffte es, die Anlagen wie vom damaligen Bahnchef Hartmut Mehdorn gewünscht zur Fußballweltmeisterschaft 2006 fertigzustellen. Jetzt wird der gebürtige Ägypter auch dafür nochmals belohnt: Am Donnerstag verlieh ihm die Ain-Shams-Universität in Kairo die Ehrendoktorwürde. Aus dem früheren Projektleiter Hany Azer wurde Dr. Hany Azer. Den Verdienstorden des Landes Berlin hatte er schon 2006 erhalten.

Azer berät den ägyptischen Präsidenten

Seit 2015 berät Azer den ägyptischen Präsidenten Abd al Fattah Said Husain Chalil as Sisi sowie den Ministerpräsidenten bei Großprojekten im Tunnelbau und Verkehr. Und auch am Nil scheint man sehr zufrieden damit zu sein. Zuletzt wurden unter dem Suezkanal vier Straßentunnel, zwischen drei und fünf Kilometer lang, nach nur 14 Monaten Bauzeit eröffnet. Bei schwierigen Bodenverhältnissen 47 Meter unter dem Wasser, wie Azer jetzt dem Tagesspiegel sagte. Und die Röhren sind größer als in Berlin: Sie haben einen Durchmesser von 13 Metern, in Berlin sind es 9 Meter.

Auch beim Bau von drei Gaskraftwerken in Ägypten hat Azer beratend eingegriffen. Nach seinen Angaben gehen sie im Mai termingerecht in Betrieb. Die Turbinen stammen aus Berlin; hergestellt von Siemens in Moabit.

Er soll jetzt eine 600 Kilometer lange Eisenbahnstrecke bauen

Und es gibt auch schon neue Projekte. Jetzt soll sich der 68-Jährige, der sich keine Pause gönnt, um den Bau einer rund 600 Kilometer langen Eisenbahn-Strecke zwischen dem Roten und dem Mittelmeer kümmern. In drei Jahren soll alles fertig sein.

Azer greift ein, wenn es technische Probleme oder auch Schwierigkeiten mit Behörden gibt. Und er passt auf, dass deutsche Firmen bei der Auftragsvergabe im Rennen bleiben. Die Konkurrenz aus China, Frankreich, England, Korea und Russland sei groß. Nur übersetzen müsse er selten, sagte Azer. Die Bauleute verständigten sich alle auf Englisch.

Seine Großprojekte: Ostkreuz und Stuttgart 21

In Ägypten ist er angesehen, weil er in Deutschland gleich mehrere Großprojekte geleitet hat. Nach dem erfolgreichen Bau des Nord-Süd-Tunnels hatte er unter anderem die Projektleitung für den Umbau des Ostkreuzes in Berlin übernommen und sich um die Bahn-Anbindung beim BER gekümmert, bevor er 2008 die Gesamtleitung für das umstrittene Projekt „Stuttgart 21“ übernahm. 2011 gab er dort auf. Azer hatte auch die inzwischen eingetretenen Kostensteigerungen und Terminverzögerungen vorhergesagt. Aber damals wollte man bei der Bahn davon nichts wissen.

In Ägypten weiß man heute fast alles über ihn. Ein Film, der bei der Verleihung der Ehrendoktorwürde gezeigt werden soll, fasst sein Lebenswerk zusammen. Man ist stolz auf den Landsmann, auch wenn dieser inzwischen deutscher Staatsbürger ist und die Idee, ihn zum Projektleiter am verkorksten BER zu machen, nicht umgesetzt worden ist.

Und dass es Azer war, der Mehdorn einst geraten hat, das Dach am Hauptbahnhof verkürzt zu bauen, um den Termin zu halten, muss man ja auch am Nil nicht unbedingt an die ganz große Glocke hängen.

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