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Update

Zoo Berlin: Hin und her beim Knut-Gedenken

Drei Tage vor dem Todestag von Knut hat die Zooleitung versucht, eine geplante Gedenkaktion am Eisbärengehege am Sonntag mit Auflagen einzuschränken. Unter anderem sollte die TV-Berichterstattung verboten sein - doch der Zoo lenkte ein.

Der Zoo Berlin hat am Freitag versucht, die Art des Gedenkens an den vor fast einem Jahr am 19. März verstorbenen Eisbären Knut und auch die Berichterstattung darüber zu beeinflussen. Zoo-Direktor Bernhard Blaszkiewitz hatte der Fördergemeinschaft für Zoo und Tierpark zunächst untersagt, einen Stand mit Postkarten, Kuscheltieren und Benefiz-Gedenkmünzen aufzubauen und die Merchandising-Produkte auch zugunsten von Zoo und Tierpark zu verkaufen. Zudem hatten die RBB-Abendschau und auch die Online-Redaktion des Tagesspiegel am Nachmittag keine Drehgenehmigung für den Sonntag erhalten. Die Zoo-Direktion wollte einer groß angelegten "Volksbefragung" der Abendschau, wie Zoo-Direktor Bernhard Blaszkiewitz sagte, nicht zustimmen - zudem sei der Todes-Jahrestag der Montag.

Am späten Nachmittag gab der Zoo-Chef dann doch die Erlaubnis für Film-Berichterstattungen. Er kritisierte, dass er nicht informiert worden sei über die geplante Gedenk- und Benefizverkaufsaktion der Fördergemeinschaft für Tierpark und Zoo am Eisbärengehege. Diese betreibt solche Benefiz- und Infostände für den Förderverein und die Stiftung seit Jahren immer an publikumsstarken Tagen in Zoo und Tierpark. Kuscheltiere, Kalender, Postkarten und Schlüsselanhänger dürfte die Fördergemeinschaft am Sonntag nicht verkaufen, sagt der Zoochef, sondern nur die neue Gedenkmünze, deren Erlös teilweise der Zoo-Stiftung und dem Bau der Zoo-Tropenbärenanlage zugute kommen.

Knut-Erinnerungsstücke, wie sie etwa die Berlinerin Doris Webb von der früheren Initiative "Knut forever in Berlin" mit anderen Knutfans auch aus anderen Städten in Deutschland erstellt hat, dürfen im Zoo weder am Sonntag noch am Montag angeboten werden, sagte Blaszkiewitz dem Tagesspiegel. Doris Webb hatte sich lange dafür eingesetzt, dass der Eisbär in Berlin bleibt und nicht an andere Zoos abgegeben wird. Sie wirbt für Fördergelder und kümmert sich etwa um tiergerechtes Spielzeug für alle Zootiere - und wollte am Sonntag die Nachfrage vieler Familien und Kinder nach Postern und Bildern von Knut zugunsten des Zoos befriedigen. Diese hatte sie mit Unterstützung anderer Zoofreunde aus ganz Deutschland selbst hergestellt.

Der Knut-Kult kennt kaum Grenzen. Der Eisbär hat sogar sein eigenes Grabmal

Noch am Nachmittag hatte der Zoologische Garten Berlin das Gedenken an den am 19. März vor einem Jahr an einer Hirninfektion überraschend verstorbenen, weltweit berühmten Eisbären Knut aber eingeschränkt. 

So hatte der Zoo verschiedenen Medien wie etwa dem Video-Team der Tagesspiegel-Onlineredaktion untersagt, am Sonntag mit einer Kamera im Zoo am Eisbärengehege zu drehen - bereits am Sonntag, 18. März, wollen sich zahlreiche Zoofreunde auch von außerhalb Berlins am Eisbärengehege treffen, um an den weltweit beliebten Zooeisbären zu erinnern. "Am Montag ist doch aber der Jahrestag, da stehe ich den Kamerateams auch zur Verfügung", hatte Bernhard Blaszkiewitz dem Tagesspiegel noch am Nachmittag gesagt. Auch der RBB-Abendschau war keine Drehgenehmigung für den Sonntag, 18. März, am Tag vor Knuts Tod erteilt worden.

Der Leiter der Abendschau, Peter Laubenthal, hatte darauf mit Unverständnis reagiert. Die RBB-Abendschau sei die erste Fernsehsendung  gewesen, die den Bären, der dem Zoo zusätzliche Millionenerlöse eingebracht hat, durch regelmäßige Berichterstattung bekannt gemacht habe. Zootierarzt André Schüle hatten das Bärenbaby als erster mit einer RRB-Kamera gefilmt. Auch die Knut-Filme auf DVD wurden mit RBB-Material erstellt. "Wir lassen das so nicht auf sich beruhen und uns nicht die Tage der Berichterstattung vorschreiben", hatte Laubenthal dem Tagesspiegel auf Nachfrage gesagt.

Thomas Ziolko von der Fördergemeinschaft für Zoo und Tierpark Berlin sagte dem Tagesspiegel noch vor der plötzlichen Standfreigabe durch den Zoochef,  man werde das Verbot so hinnehmen. Ihm hatte der Zoo noch am Nachmittag generell untersagt, einen Stand mit Zoo-Benefiz-Artikeln, Broschüren zur Fördergemeinschaft für Zoo und Tierpark und zur Zoo-Stiftung aufzubauen - das Gedenken solle nicht angeheizt werden. Am Werktag Montag könne der Verein den Stand aber so kurzfristig gar nicht besetzen. Nun hieß es gestern am späten Nachmittag, der Stand dürfe am Sonntag doch aufgebaut werden, aber nur die Gedenkmünze dürfe verkauft werden. "Ich will vorher informiert werden, wenn so etwas geplant ist, und nicht aus der Presse davon erfahren", sagte Blaszkiewitz gegenüber dem Tagesspiegel.

Auch der Geburtstag des berühmten Eisbären ist ein besonderer Anlass für viele Fans:

Die Fördergemeinschaft hat mit ihren 1700 Mitgliedern allein im Jahr 2011 rund 800 000 Euro für Zoo und Tierpark eingeworben, die Zahl der Mitglieder peu à peu erhöht. 

Eberhard Diepgen, ehemaliger Regierender Bürgermeister und Vorsitzender des Stiftungsrates der Zoo-Stiftung Berlin, hat die Knut-Gedenkmünze gerade erst der Öffentlichkeit vorgestellt.  Ein Teil des Erlöses des Preises von 12 Euro kommt  Zoo und Tierpark zugute. Diepgen wollte sich auf Tagesspiegel-Nachfrage zu dem Geschehen nicht öffentlich äußern.

Der FDP-Abgeordnete Mirco Dragowski sagte dem Tagesspiegel, die Verbote und das Hin und her seien "absolut nicht nachvollziehbar". "Dem Zoo-Direktor muss doch klar sein, dass er als Zuschussempfänger des Landes Berlin und als öffentliche Einrichtung die Medien und die Berliner und Brandenburger sowie die für Zoo und Tierpark ehrenamtlich engagierten Bürger als Partner an seiner Seite haben sollte."

Wie Zookenner wissen, befürchtete die Zoo-Leitung offensichtlich, dass einige in ihrer teils übertriebenen Tierliebe agierenden Knut-Fans am Sonntag die Zoo-Direktion wegen der Haltung des Tieres kritisieren oder gar für das Ableben des Tieres mitverantwortlich machen könnten.

Bernhard Blaszkiewitz sagte dieser Zeitung am späten Nachmittag, wenn die Medien aber filmen wollen, wie Blumen und Bilder abgelegt werden und sie auch den ein oder anderen Besucher interviewen wollen, so sei das doch möglich. Er habe nichts von einem Gedenktreffen von Besuchern am Sonntag gewusst, der Zoo selbst habe auch zu nichts aufgerufen, er werde aber natürlich am Todestag, dem Montag, der Presse zur Verfügung stehen.

Einige der Knut-Fans, die sich am Sonntag am Gehege treffen wollen, haben in der Vergangenheit den Zoo-Chef und die Art der Tierhaltung im Zoo kritisiert. Der Eisbär hatte mit drei ausgewachsenen Weibchen auf einer Anlage gelebt, darunter sein Muttertier Tosca. Am Anfang hatte das Tier wochenlang auf einem Felsvorsprung gekauert, gezittert und war von den Alttieren nicht akzeptiert worden. Knut war an einem Virus im Gehirn verstorben, einige Fans hatten behauptet, der Bär sei durch den Stress geschwächt gewesen. Blaszkiewitz sagte dem Tagesspiegel, er habe befürchtet, dass vor dem Eisbärengehege durch die Berichterstattung in eine gewisse Richtung Stimmung gemacht werden solle.

Laut Zoo-Pressesprecherin Claudia Bienek werde man Bilder, Briefe, Blumen und ähnliches so lange es geht liegen lassen. Zuvor hatte es Kritik gegeben, der Zoo würde solche Gedenkgeschenke zu schnell entsorgen. Futter für die Zootiere könne aber aus Sicherheitsgründen als Geschenk nicht angenommen werden. Laut Bienek kamen bereits viele Berichterstattungsanfragen anlässlich des Knut-Todestages, wie etwa von der Times in London.

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