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neue Kinderausstellung „Rein ins Gemälde! Eine Zeitreise für Kinder“ des Deutschen Historischen Museums

© DHM

Historisches Wimmelbild zum Mitmachen : Das Deutsche Historische Museum eröffnet die erste Ausstellung für Kinder

Das DHM will sich neue Besuchergruppen erschließen und präsentiert ein nach mehr als 30 Jahren endlich fertig restauriertes Riesengemälde erstmals nicht nur Erwachsenen. Eröffnung ist am internationalen Kindertag

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Das Deutsche Historische Museum schlägt eine ganz neue Richtung ein. Die Ausstellungen dort waren bislang immer für Erwachsene konzipiert, auch wenn Führungen und Veranstaltungen angeboten wurden, die sich an größere Kinder und Jugendliche richteten. Am Wochenende wird nun die erste Schau im Pei-Bau eröffnet, die sich vorrangig an Kinder im Grundschulalter richtet: „Rein ins Gemälde! Eine Zeitreise für Kinder“. In dieser Ausstellung präsentiert das Haus ein nach langer Zeit fertig restauriertes Prunkstück: das Monatsbild „Januar - Februar - März“ aus dem Jahreszeitenzyklus „Augsburger Monatsbilder“. „Es ist eine Premiere“, sagt Petra Larass, die die Ausstellung gemeinsam mit Stephanie Neuner kuratiert hat. „Wir wollen einen neuen Akzent setzen und die Besuchergruppe erweitern.“

Das riesige Gemälde, mit Rahmen misst es gut drei mal viereinhalb Meter, sei schon seit den Neunzigern im Besitz des DHM. Man wisse nicht viel über seine Herkunft. Das Bild sei sehr stark zerstört gewesen und in mehreren Phasen restauriert worden. „Es war ein anspruchsvoller Prozess“, sagt Larass. Und auch um den geht es in der Ausstellung.

„Im Grunde ist es ein Art Wimmelbild“, sagt Larass. „Man sieht, wie Menschen der Jahreszeit entsprechend agieren.“ Die Schau sei eine Art Pop-Up-Version des Bildes. „Die Kinder können Teil der auf dem Gemälde abgebildeten Gesellschaft werden.“ So könnten Kinder viel über das gesellschaftliche Miteinander in der frühen Neuzeit erfahren. „Wir haben die frühe Neuzeit bewusst gewählt, weil sie so eine spannende Aufbruchszeit ist“, sagt Larass. Die Basis unseres heutigen Daseins. Übers Mittelalter wüssten viele Kinder eher etwas als über die Renaissance.

Besucherkinder können ihre Traumlandschaft gestalten

Viele Kinder würden sich sehr für Geschichte interessieren – wenn sich eine Verbindung „zu ihrem Heute, zur Jetztzeit“ herstellen lässt. Und: „Kinder wollen in die Tiefe gehen, Fragen stellen.“ All das weiß die Kuratorin, weil sie von 24 Acht- bis Zwölfjährigen bei der Gestaltung der Schau unterstützt worden ist, dem „Kinderbeirat Kluge Zauberdrachen˝. Die jungen Experten sind in der Ausstellung in einer „partizipativen Videoinstallation“ zu sehen, in der sie „das ideale historische Museum für junge Geschichtsfans vorstellen“. Zwei große Wände durften die „Zauberdrachen“ in der Ausstellung gestalten, Besucherkinder können sich an diesen Wänden auch selbst verwirklichen: mit vor Ort gebastelten Kollagen zum Thema „Gestalte deine Traumlandschaft“.

Um vier Themenfelder dreht sich die Ausstellung: Menschen, Spiel, Handel und Natur. Zu jedem Feld erwarte die Kinder eine „Erzählfigur“ aus dem Gemälde, die sie mit einer Audiospur kennenlernen können, sagt die Kuratorin. Eine Patrizierin, eine edle Dame, berichtet den Kindern von einem Fest, das sie gerade vorbereitet hat. Dabei gehe es auch um die Mägde, die das Kochen übernehmen. Eine weitere Figur ist ein Händler aus Portugal, der zu Fugger in die Lehre geht. Ein Hirte sei die „Erzählfigur zur Natur“. Durch ihn erfahren die Kinder etwas über Heilpflanzen, zum Beispiel, wofür man Walderdbeeren verwenden kann. Ein wertvolles Buch über Heilpflanzen ist zu sehen, es ist ein Original aus der Zeit, die auf dem Gemälde dargestellt wird.

Die vierte Figur ist ein Turnierreiter auf dem Weg zum Lanzenstechen. Passend dazu ist ein Harnisch von einem Turnierreiter ausgestellt. Die Kinder lernen, was der Unterschied zu mittelalterlichen Rittern war, dass es sich dabei um eine Art Sport handelte, nicht mehr wie im Mittelalter um echte Kämpfe. Mit passenden Playmobilfiguren könnten Kinder das Turnier nachspielen und sich sogar selbst im Lanzenstechen ausprobieren, dabei stehen sie auf einer Art Schaukelstuhl.

Nicht nur der Mitmachaspekt sei wichtig bei einer Ausstellung für Kinder, sagt Larass. „Die Authentizität von Objekten wie dem Harnisch löst eine unglaubliche Magie aus. Die Kinder aus dem Beirat hatten sehr viele Fragen dazu gehabt. Wir wollen den Blick der Kinder schärfen, ihnen beibringen, genau hinzugucken und dass es auch um das geht, was man auf dem Bild nicht sieht.“ So sei in der Ausstellung etwa ein Bauer zu sehen, der mit leerer Kiepe auf dem Weg in die Stadt ist. „Wir wollen, dass die Kinder sich mit der Frage beschäftigen, was passieren muss, damit diese Kiepe gefüllt wird und die Stadtbewohner ernährt werden“, sagt Larass. So führe man Kinder an eine „historische Urteilskraft“ heran. Im Idealfall könnten sie diese Herangehensweise dann auch auf andere historische Epochen übertragen.

Die Schau geht bis zum Januar nächsten Jahres. Sie sei „eine Art Probebühne“. Und zwar für eine neue ständige Ausstellung im Zeughaus mit Kinder- und Familienbereich, die in Planung ist. Besonders wichtig ist der Kuratorin, dass die Ausstellung inklusiv und weitgehend barrierefrei gestaltet wurde: Informationen gibt es auch in Gebärdensprache und Braille, taktile Leitplanen am Boden führen durch die Schau und sie ist rollstuhlgerecht gebaut.

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