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Bildungssenatorin Sandra Scheeres bekommt die Berliner Schulmisere nicht in den Griff.

© Kitty Kleist-Heinrich

Martenstein über Berlins Schulpolitik: Ich hätte da ein paar Vorschläge

Unser Kolumnist wüsste, wie man das Problem mit den 26.000 fehlenden Schulplätzen lösen könnte. Eine Glosse.

Eine Glosse von Harald Martenstein

In Berlin fehlen demnächst 26.000 Schulplätze. Irgendwie scheint die Geburtenrate, wie sie vor einigen Jahren war, von der Schulsenatorin nicht bemerkt worden zu sein. Auch der Zuzug, wie er sich ebenfalls Jahr für Jahr ermitteln und für die Zukunft grob hochrechnen lässt, scheint der Regierung unbekannt gewesen zu sein.

Allerdings muss man, um den Bedarf zu ermitteln, jede Menge addieren, womöglich sogar Prozentrechnung anwenden. Wenn Sandra Scheeres in Berlin zur Schule gegangen wäre, hätte ich deshalb Verständnis. Seit vielen Jahren wird immer wieder festgestellt, dass es um die Mathematikkenntnisse Berliner Schüler nicht gut bestellt ist. Sie konnte das als jüngere Berliner Schulabsolventin also gar nicht wissen. Aber sie scheint in Nordrhein-Westfalen zur Schule gegangen zu sein.

Man muss gerecht sein. Seit Jahren werden die Anforderungen an die Berliner Schüler gesenkt und gesenkt. Da wäre es wirklich eine Riesenungerechtigkeit, wenn nicht auch irgendwann die Anforderungen an die Berliner Schulsenatorinnen gesenkt würden.

Was könnte man jetzt tun? Ich habe konkrete Lösungsvorschläge. Sandra Scheeres sagt, dass für den Schulbau die Bezirke zuständig seien. Sie habe, als Schulsenatorin, mit den Schulen insofern gar nichts zu tun. Die erste, leicht umzusetzende Lösung: eine neue, gerechte und senatorinnensensible Sprache. Es wird streng verboten, von einer „Berliner Schulkrise“ zu sprechen. Stattdessen muss überall die korrekte Bezeichnung „Bezirklicher Beschulungsengpass“ angewendet werden.

Die zweite Lösung: soziale Gerechtigkeit. Es ist eine Tatsache, dass Kinder von Besserverdienenden und Gebildeten bei der Bildung privilegiert sind. Man muss einfach dafür sorgen, dass für die Kinder von besserverdienenden Eltern und Eltern mit Doktortitel die Schule erst mit der dritten Klasse beginnt. Diese beiden Jahre könnten genutzt werden, um die Defizite der anderen Kinder auszugleichen. Erst in der dritten Klasse stoßen die Kinder der Privilegierten dazu. Falls sie immer noch mehr wissen als der Rest der Klasse, werden sie für weitere zwei Jahre zurückgestellt. Das schafft Platz.

Die dritte Lösung: Klimaschutz. Warum nicht der Bewegung „Fridays for Future“ entgegenkommen, indem offiziell ein Tag der Woche zum schulfreien Tag erklärt wird, um damit ein weltweit beachtetes Zeichen gegen den Klimawandel zu setzen? An jedem Tag der Woche bleiben genau 20 Prozent der Kinder der Schule fern, so lange, bis infolge dieser Berliner Initiative die Temperaturen wieder sinken. Das dürfte ja eine Weile dauern. Der Nachteil dieser Lösung bestünde darin, dass man dazu Prozentrechnung braucht. Dies lässt sich vielleicht mithilfe von Beraterverträgen lösen.

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