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Im Einsatz für die internationalen Beziehungen: Wie wird man eigentlich Honorarkonsul?
Ein Unternehmensberater aus Dresden, ein Reeder aus Hamburg: Warum engagieren sich erfolgreiche Deutsche unbezahlt als britische Honorarkonsuln? Sie erklären, was sie antreibt.
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In internationalen Beziehungen geht nichts ohne persönliche Begegnungen. Diese Woche werden sowohl Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier als auch der britische König Charles im glanzvollen Rahmen eines Staatsbesuchs in London die guten deutsch-britischen Beziehungen feiern.
Acht Honorarkonsuln hat Großbritannien in Deutschland, und sie sind maßgeblich daran beteiligt, diese Beziehungen zu gestalten und mit Leben zu füllen. Wie und warum wird man Honorarkonsul? Ein festes Einkommen hat man dadurch nicht, das legt der Name schon nahe.
Von anderen Vorteilen berichteten die britischen Honorarkonsuln, die sich kurz vor dem Staatsbesuch in der britischen Botschaft in Berlin zu einer Konferenz einfanden. Für Daniel Senf war es Liebe auf den ersten Blick. Als er als Jugendlicher zum ersten Mal nach Großbritannien kam, fühlte er sich gleich völlig zu Hause.
Irgendwann entdeckte er eine Anzeige, in der ein Honorarkonsul für seine Heimatstadt Dresden gesucht wurde. „Deutscher von Geburt, Brite im Herzen“, lautete folgerichtig die Überschrift über seiner Bewerbung. Hauptberuflich hatte er früher eine Sprachschule und ist inzwischen Unternehmensberater.
Der Minister muss vernetzt werden
Seine weitverzweigten Netzwerke sind das Fundament für die konsularische Arbeit. Mal ruft die Botschaft an und will wissen, wen aus Sachsen der Botschafter für ein bestimmtes Ereignis nach Berlin einladen könnte. Mal kommt ein Minister zu Besuch in die Hauptstadt und will auch in Dresden und darüber hinaus Kontakte knüpfen.
In solchen Fällen schlägt Senfs Stunde. Am Revers trägt er das Abzeichen der deutsch-britischen Freundschaft, beide Flaggen vereint in einer Anstecknadel. Man spürt, wie viel Freude ihm die Arbeit macht. Natürlich reist er auch gern und oft nach Großbritannien.
Highland Games in Sachsen
Enthusiastisch erzählt er von den größten internationalen Highland Games außerhalb Schottlands. Die finden in Sachsen statt, in einem kleinen Ort namens Trebsen. Es ist für ihn, wie der Name es nahelegt, einfach eine Ehre, dieses Amt auszufüllen.
Das geht Nick Teller ganz genauso. Er ist allerdings Brite von Geburt und kam im Alter von fünf Jahren nach Deutschland. Die Sprache spricht er akzentfrei, besitzt beide Staatsbürgerschaften. In seinem Hauptberuf als Reeder hatte er ohnehin viele Geschäftskontakte nach Großbritannien.
Die Beatles verknüpften Liverpool und Hamburg
Auch ihm merkt man an, dass die ehrenamtliche Aufgabe vor allem Spaß macht. Gerade arbeitet er an der weiteren Vertiefung der Kontakte zwischen Hamburg, das als anglophilste Stadt Deutschlands gilt, und Liverpool.
Und da geht es keineswegs in erster Linie um die gemeinsamen kulturellen Wurzeln in Gestalt der Beatles. Natürlich weiß er, dass die Beatles in Hamburg einst mehr Konzerte gegeben haben als in ihrer Heimatstadt Liverpool. Heute geht es vor allem auch um geschäftliche Beziehungen.
Hafenschuppen mit Kronleuchtern
Zur Feier der 25-jährigen Städtepartnerschaft wird Liverpool im kommenden Jahr sogar Partner des Hafengeburtstags sein, aus Sicht der Hanseaten eine besondere Ehre. An der Vorbereitung des ersten Staatsbesuchs von König Charles in Deutschland war Teller ebenfalls beteiligt.
Wie lange genau die Vorbereitungen gedauert haben, mag er nicht sagen, aber dass es eine intensive Zeit war, deutet er schon an. Der mit Kronleuchtern ausgestattete Hafenschuppen, in dem der König seinen Empfang gab und unter anderem britischen Sekt servieren ließ, wird den Gästen als besonders coole Location in Erinnerung bleiben.
Wenn der König ein Bier zapft
Fritz Oesterle, der schon seit 20 Jahren in Stuttgart Honorarkonsul ist, verbindet mit dem Hafenschuppen eine ganz besondere Erinnerung. Er sei wohl der einzige Konsul, dem der König mal persönlich ein Bier gezapft habe. Und das geschah genau dort.
Auch er hatte durch das große Pharmaunternehmen, das er hauptberuflich geleitet hat, viele Geschäftsbeziehungen mit Großbritannien. Mit 14 war er zum ersten Mal als Austauschschüler in Großbritannien. Damals seien Fisch und Chips noch in echtem Zeitungspapier serviert worden, erinnert er sich. Das war aber wohl nicht der einzige Grund für den Beginn einer lebenslangen Liebe zu dem Land.
Andreas Fabritius ist Partner einer bedeutenden deutsch-britischen Anwaltskanzlei und als Honorarkonsul in Frankfurt am Main tätig. Er mag die Bandbreite der Tätigkeit. Einmal ging es darum, einen britischen Drogensüchtigen zum Flieger in seine Heimat zu begleiten. „Bruder, Sie sind aber wirklich freundlich zu mir“, sagte der dem Juristen.
Die feine britische Art hat ihn schon früh gepackt. Als Achtjähriger stand er in Köln am Rhein und jubelte Queen Elizabeth II. zu, die bei ihrem ersten Staatsbesuch 1965 auf einem Schiff über den Rhein glitt und winkte. Für Fabritius war das ein prägendes Erlebnis. Der Grundstock für späteren Small Talk mit der Queen war damit bereits gelegt.
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