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So kann’s gehen: Immer diese Fußballfans!

Immer wieder sonntagsfragen SieElisabeth Binder.

Des Öfteren verschlägt es mich übers Wochenende zu Freunden. Es sind reizende Gastgeber, ein Gästezimmer steht immer für mich bereit. Dort aber beginnt mein Problem: der Hausherr ist einem großen Fußballverein aus dem Süden Deutschlands innig zugetan; Devotionalien in den Vereinsfarben schmücken den Raum. Gerade wenn Gäste da sind, wird das Zimmer damit besonders hergerichtet. Mich nervt diese kindische Anhängerschaft, aber wie sag’ ich’s ihm?

Einem Fußballfan kindisches Verhalten vorzuwerfen, scheint mir ein ziemlich aussichtsloses und deshalb auch sinnloses Unterfangen. Ihr Freund ist doch ganz sicher stolz, dass er Ihnen das Zimmer so wohnlich herrichtet. Und gewiss ist er auch glücklich, dass seine Devotionalien mal so richtig zur Geltung kommen. Da sie selber ihm vermutlich heilig sind, ist er ganz sicher überzeugt, Ihnen mit der Ausbreitung dieser Dinge eine besondere Freude zu machen. Sich das zu verbitten, wäre eine unnötige Kränkung. Jeder sehnt sich danach, von anderen Menschen so genommen zu werden, wie es nun mal ist. Den Gastgeber inklusive seiner Fußballleidenschaft als ganzen Menschen zu akzeptieren und zu mögen, das ist doch ein vergleichsweise kleiner Freundschaftsdienst. Man verändert Menschen sowieso nicht.

Sie können natürlich der Frau des Freundes Ihre Sorge anvertrauen, dass mal etwas kaputt geht während Ihres Aufenthalts dort, und Sie sich deshalb nur auf Zehenspitzen durch den Raum bewegen. Erkennen Sie die Mühe der Gastgeber an und machen Sie gleichzeitig deutlich, dass diese Mühe Sie selber befangen macht. Dann besteht vielleicht eine Chance, dass die Deko reduziert wird. Äußern Sie sich darüber aber nicht verächtlich. Wenn Sie es gar nicht aushalten und Ihnen die Abwesenheit von Devotionalien wirklich viel wert ist, logieren Sie beim nächsten Mal im Hotel. Dass Sie sich da wohler fühlen, wage ich zu bezweifeln.

Bitte schicken Sie Ihre Fragen mit der Post (Der Tagesspiegel, „Immer wieder sonntags“, 10876 Berlin). Oder per Mail: meinefrage@tagesspiegel.de

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