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Viele Mieter in Berlin haben Angst vor schnell steigenden Mieten.

© picture alliance / dpa

Eigentumswohnungen in Berlin: Immobilienfirmen beklagen Hürden bei Privatisierungen von Wohnungen

Der Bundesverband Freier Immobilien- und Wohnungsunternehmen fordert eine erleichterte Privatisierung von Immobilien. Dabei lassen seine Vertreter die Nachteile und Gefahren einer Eigentumswohnung außer Acht.

Für die einen ist es das Übel, mit dem das Karussell aus Verdrängung alteingesessener Mieter und „Entmischung“ der Kieze beginnt, für die anderen ein Mittel gegen Altersarmut und die Chance, an der „Erfolgsstory der Stadt“ teilzuhaben: die Aufteilung von Miethäusern und der Verkauf von Wohnungen an deren Mieter oder andere Interessenten.

Auch die Alternative für Deutschland (AfD) hat das Thema für sich entdeckt. Wobei es so aussieht, als habe die Partei Forderungen aus dem Wahlprogramm der CDU übernommen. Diese hatte bereits vor Monaten vorgeschlagen, durch Hilfen, Bürgschaften und Verkäufe der landeseigenen Unternehmen breiteren und nicht ganz so zahlungskräftigen Schichten der Bevölkerung den Erwerb von Wohneigentum zu ermöglichen. Das ist beim Bundesverband Freier Immobilien- und Wohnungsunternehmen (BfW) in Berlin nicht wirklich angekommen. Die Privatisierung von Wohnraum fordert die Interessenvertretung der privaten Immobilienwirtschaft aber auch.

Angeblich starkes Interesse an Eigentumswohnungen

„Wir brauchen eine Stimme auf der Käuferseite“, sagt Susanne Klabe, Chefin des BfW-Landesverbandes. Und das will sie sein, zusammen mit Vertretern der auf Verwaltung und Privatisierung spezialisierten Firmen Trendcity sowie Pears Germany. „Die Politik instrumentalisiert den Milieuschutz, um die Aufteilung von Häusern in Wohneigentum zu verhindern“, sagt etwa Ilja Gop von Trendcity. 30 Gebiete, in denen 500 000 Menschen lebten, stünden unter Milieuschutz – dort sei die Privatisierung von Wohnraum kaum noch möglich, und fast täglich kämen Gebiete dazu. Sein Mitstreiter Roy Frydling empört sich darüber, dass der Senat einen angespannten Wohnungsmarkt in ganz Berlin festgestellt hat, obwohl seine Firma in Reinickendorf, Wedding und Spandau keine Mieter für Wohnungen finde. Dabei würden diese unter Mietspiegel-Werten angeboten. „Man stellt sich die Frage, ob die Berliner verpflichtet werden sollen, Mieter in der Stadt zu bleiben“, stimmt BfW-Chefin Klabe ein.

Dabei wollen alle drei Vertreter der Immobilienwirtschaft unter Berlinern ein starkes Interesse am Kauf einer Wohnung erkannt haben. Waren vor einigen Jahren überwiegend ausländische Käufer auf der Suche nach Hauseigentum in den Kiezen unterwegs, seien inzwischen drei Viertel aller Kaufinteressenten Berliner. Zwar seien die Preise in den vergangenen Jahren gestiegen, aber die Mieten eben auch, weshalb die Belastung durch Zins und Tilgung bei den gegenwärtig niedrigen Zinsen einen Kauf rentabel erscheinen lasse.

Nicht thematisiert wird die Gefahr einer Immobilienblase

Man darf wohl ergänzen, dass auch die Angst vor den schwindelerregend schnell steigenden Mieten ins Eigentum treibt. Dass viele dabei übersehen, dass sich sogar bei der EZB Gerüchte über steigende Zinsen verdichten, was Käufer teurer Immobilien in die Schuldenfalle treiben könnte, ist an diesem Tag ebenso wenig ein Thema wie die laufenden Kosten für Reparaturen und Sanierung, mit denen Immobilieneigentümer rechnen müssen.

Der Hype ist eben gespeist aus den vergangenen fünf bis sieben Jahren, in denen galt, was die Firmenvertreter sagen: Dass glücklich sein konnte, wer eine Immobilie hatte und an der Wertsteigerung teilnahm. Wie lange das gut geht? Die Warnungen vor einer Blase häufen sich und werden lauter.

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